Polytec plant riesigen Expansionsschritt

APA (Helmut Fohringer)
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100 Prozent an Grammer angepeilt.

wien (ju.). Einen gewaltigen Expansionsschritt hat der börsenotierte heimische Autozulieferer Polytec vor: Das oberösterreichische Unternehmen hat vor wenigen Tagen gemeldet, rund 9,6 Prozent des ebenfalls börsenotierten bayerischen Autozulieferunternehmens Grammer erworben zu haben. Aber Polytec will mehr: „Wir streben bis zu 100 Prozent an“, sagte Polytec-Vorstandschef und Großaktionär Friedrich Huemer (er hält über seine Huemer Holding 32,1 Prozent des Unternehmens) im Gespräch mit der „Presse“.

Eine Übernahme würde Polytec größenmäßig mehr als verdoppeln: Die wirtschaftlich etwas angeschlagenen Bayern machen rund 900 Mio. Euro Umsatz im Jahr. Polytec hat 2007 664 Mio. Euro (plus 27 Prozent) umgesetzt.

Ob es zu einer Totalübernahme (einschließlich eines Übernahmeangebots an den Streubesitz) komme, werde vom Preis abhängen, meinte Huemer. Grammer habe in der Autobranche einen sehr guten Ruf, nach mehreren Gewinnwarnungen sei das Unternehmen aber relativ günstig bewertet: Der Aktienkurs von derzeit knapp aber 16 Euro entspricht einer Marktkapitalisierung von rund 170 Mio. Euro. Das aufzutreiben „ist für uns kein Problem“, sagt Huemer. „Die Holding hat Bargeld veranlagt, wir können das zu 100 Prozent finanzieren“.

Nach dem stillen Zukauf des ersten Pakets über die Börse (das Management von Grammer wurde erst am Tag der öffentlichen Bekanntgabe der 9,6prozentigen Beteiligung informiert) stehen nun Verhandlungen mit zwei Großaktionären, der Fondsgesellschaft Axxion und dem britischen Private Equity Fonds EQMC, an. Die beiden halten zusammen 15 Prozent, was die Polytec-Beteiligung dann in die Nähe der Sperrminorität heben würde. Wird der Rest eine feindliche Übernahme? Huemer: „Muss nicht sein, aber unser Kriterium ist allein der Preis.“ Das Grammer-Management hat sich zu den Übernahmeplänen offiziell noch nicht geäußert.

Grammer stellt wie Polytec Teile für Auto-Inneneinrichtungen her und würde, so Huemer, „gut zu uns passen“. Nicht nur von der Produktionspalette, sondern auch von der geografischen Ausrichtung: „Die sind in China stark, wo wir derzeit nicht vertreten sind“, sagt der Polytec-Chef.

AUF EINEN BLICK

Polytec hat knapp zehn Prozent des bayerischen Konkurrenten Grammer erworben und plant eine Totalübernahme.

Der Expansionssprung wäre enorm: Das Übernahmeziel ist mit 900 Mio. Euro Umsatz deutlich größer als Polytec selbst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2008)

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