Keine Zinssenkung der EZB

(c) AP (Thanassis Stavrakis)
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EZB-Chef Trichet bleibt seiner geldpolitischen Strategie treu: Der Leitzins wird nicht gesenkt. Nach wie vor hat Inflationsbekämpfung Vorrang.

Die Europäische Zentralbank hält an ihrer abwartenden Strategie fest. Wegen anhaltender Inflationsrisiken ließen die Währungshüter am Donnerstag die Zinsen im Euroraum wieder unverändert. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet erklärte, mittelfristig überwögen die Risiken für die Preisstabilität. Zugleich zeichne sich ab, dass die Wirtschaft in der Eurozone weiter wachse, wenn auch gemäßigt.

Konsequent konträr zur Fed

Damit verfolgt die EZB weiter einen anderen Kurs als die US-Notenbank Fed, die in der vergangenen Woche wegen der anhaltenden Finanzmarktkrise zum siebten Mal in Folge die geldpolitischen Zügel gelockert und den Leitzins auf 2,0 Prozent gesenkt hatte. Im Euroraum liegt er nach der EZB-Entscheidung vom Donnerstag weiter bei 4,0 Prozent.

Die EZB steckt seit dem Ausbruch der US-Immobilienkrise und den damit verbundenen Finanzmarkt-Turbulenzen im vergangenen Sommer in einer Zwickmühle: Erhöht sie die Zinsen, könnte dies die ohnehin schon abgeschwächte Konjunktur belasten. Senkt sie die Zinsen, besteht die Gefahr, dass die Inflation weiter steigt.

Zinsen/Inflation

Wenn die Zinsen sinken, nehmen mehr Unternehmen Kredite. Das fördert Investitionen und indirekt auch den Konsum. Allerdings ist dann mehr Geld im Umlauf, folglich wird es weniger wert. Daher führt eine Zinssenkung auch zu höherer Inflation.


Die Entscheidung für konstante Zinsen fiel nach Trichets Worten einstimmig: "Es gab keine Forderung im Rat nach einem Zinsschritt." Da die Folgen der Finanzmarktkrise und der starke Euro die europäische Wirtschaft belasten, fordern Gewerkschaften und einige Politiker seit längerem niedrigere Zinsen. Sie machen Kredite für Unternehmen und Verbraucher billiger. Doch die EZB sorgt sich mehr um die Teuerung als um die Konjunktur.

Die Euro-Wirtschaft sei trotz einiger enttäuschender Wirtschaftsdaten nach wie vor auf dem Weg eines "moderaten, aber anhaltenden Wachstums", sagte Trichet. "Es gibt mal gute und mal schlechte Nachrichten." Die Teuerungsrate in den 15 Euro-Ländern hatte sich im April zwar etwas von 3,6 auf 3,3 Prozent abgeschwächt, liegt aber weiter über dem Zielniveau von knapp 2,0 Prozent, bei dem die EZB Preisstabilität als gewahrt ansieht. (Ag./ebl)

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