Kritische BA-Aktionäre verlangen mehr Geld

ABFINDUNG. Statt 129,40 wollen sie 356,05 Euro je Aktie.

Wien. Am 21. Mai wurde die Aktie der Bank Austria (BA) zum letzten Mal an der Wiener Börse gehandelt. Der Schlusskurs lag bei 142,60 Euro. Der Squeeze out, sprich der Ausschluss der Kleinaktionäre wurde bereits im Firmenbuch eingetragen. 96,5 Prozent der Aktien gehören der UniCredit. Noch nicht zu Ende ist jedoch der Kampf der restlichen BA-Aktionäre um eine höhere Abfindung. Mit den gebotenen 129,4 Euro je Aktie wollen sie sich nicht abspeisen lassen.

Der Interessenverband für Anleger (IVA) hat nun beim Handelsgericht einen Antrag auf Überprüfung der Barabfindung eingebracht, erklärte Rechtsanwalt Wolfgang Leitner der „Presse“. Die Antragsteller halten die gewährte Abfindung für bei weitem zu gering und verlangen einen Betrag von 356,05 Euro je Aktie.

Leitner zerpflückt die Berechnungen der BA und des von ihr vorgeschlagenen Gutachters TPA Horwath. Die Bank habe alles unternommen, „um den Unternehmenswert kleinzureden“ und deshalb wichtige Daten über die Geschäftsentwicklung in Osteuropa und der Türkei nicht genannt. Der Verkauf der polnischen Bank BPH und das hohe Eigenkapital der Bank seien nicht korrekt in die Unternehmensbewertung eingeflossen. Argumentiert wird schließlich mit den Verkaufspreisen für die Bawag oder den Hälfte-Anteil an der Hypo Kärnten. Zieht man diese zum Vergleich heran, „ergäbe dies für die BA-CA einen Wert über dem Doppelten der jetzt gebotenen Abfindung,“ argumentiert Leitner. Die deutlich bessere Ertragskraft der BA und ihre exzellente Position in den Wachstumsmärkten Osteuropas und der Türkei sei dabei noch nicht berücksichtigt.

Am Zug ist nun das Handelsgericht. Es nominiert ein Gremium zur Überprüfung des Umtauschverhältnisses, dieses bestellt einen Gutachter, der die BA bewertet. Auf Basis des Gutachtens soll dann ein Vergleich zwischen der Bank und den kritischen Aktionären erreicht werden. Leitner verweist darauf, dass in der Vergangenheit praktisch bei allen derartigen Überprüfungsverfahren die Aktionäre deutlich mehr als ursprünglich bekommen hätten. Zuletzt gab es etwa bei der Constantia Iso einen „Aufschlag“ von rund 60 Prozent.

AUF EINEN BLICK

Die Kleinaktionäre der Bank Austria wollen sich nicht mit einer Abfindung von 129,40 Euro zufrieden geben. Sie verlangen deutlich mehr. Am Zug im Preispoker ist nun das Handelsgericht. Bisher gab es bei fast allen derartigen Überprüfungsverfahren für die Kleinaktionäre mehr Geld.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2008)

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