Warum der Ölpreis weiter sinken wird

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Noch Anfang Juli kostete ein Barrel Öl knapp 147 Dollar. Am Dienstag ist der Preis unter die 118 Dollar-Marke gefallen. Denn viele Hedgefonds haben Gewinne realisiert.

New York/Wien (höll). Die Ölblase beginnt sich in Luft aufzulösen. Noch Anfang Juli kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent knapp 147 Dollar. Am Dienstag ist der Preis unter die 118-Dollar-Marke gerutscht. Experten sehen gleich mehrere Faktoren für die Talfahrt. „Viele Hedgefonds haben Gewinne mitgenommen“, sagt der Londoner Öl-Experte Angus McPhail von Alliance Trust. Hinzu kommt, dass die Produktionsausfälle des letzten Tropensturms am Golf von Mexiko nicht so stark ausgefallen sind wie befürchtet.

Außerdem kündigte der designierte US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama an, im Falle seiner Wahl Teile der strategischen Ölreserven zur Senkung der Treibstoffpreise freigeben zu wollen. Die Reserven wurden während der Ölkrise in den 70er-Jahren angelegt. Zuletzt hat die US-Regierung beim Hurrikan Katrina im Jahr 2005 größere Mengen angezapft.

RZB sieht Ölpreis heuer bei 110 Dollar

Nach Ansicht von Analysten könnte der Ölpreis schon bald in Richtung 100 oder 110 Dollar fallen. McPhail von Alliance Trust hält 100 US-Dollar für realistisch. RZB-Ölexperte Hannes Loacker geht im „Presse“-Gespräch davon aus, dass wir heuer noch die 110 Dollar-Marke erreichen werden. „Natürlich könnte ein neuer Hurrikan am Golf von Mexiko oder eine Verschärfung der Lage im Nahen Osten vorübergehend zu einem Preisanstieg führen. Doch die alten Höchststände werden wir nicht mehr sehen“, ist Loacker überzeugt. Für 2009 sieht der RZB-Experte einen durchschnittlichen Ölpreis von 101 Dollar. 2010 und 2011 dürfte es dann aufwärts gehen.

Bricht nun die Ölblase tatsächlich auf, hat dies gleich mehrere Auswirkungen. Zum einen wird sich die Inflation abkühlen. Dies sorgt wiederum für ein besseres Börsenklima. Doch nicht alle Aktien werden davon profitieren.

Neben Öl sind zuletzt auch die Werte von Gold, Kupfer und Weizen gefallen. Dies hat die börsenotierten Rohstoffkonzerne in einen Bärenmarkt gedrückt. Die Aktien von Rio Tinto, dem zweitgrößte Eisenerzproduzent, sind in den vergangenen Wochen um 28 Prozent eingebrochen. Auch die Kurse der Ölkonzerne Exxon Mobil und BP sind stark gesunken.

AUF EINEN BLICK

Noch Anfang Juli kostete ein Barrel Öl knapp 147 Dollar. Am Dienstag ist
der Preis unter die 118 Dollar-Marke gefallen. Denn viele Hedgefonds haben Gewinne realisiert. Hinzu kommt die Ankündigung von Barack Obama, in den
USA Teile der strategischen Ölreserven anzapfen zu wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2008)

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