Minus 40 Prozent: Kurssturz bei Immofinanz und Immoeast

(c) AP (Francois Mori)
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Die Russlandkrise, bankrotte US-Banken und die Immoeast-Verluste versetzen die Anleger in Panik.

Wien. Immobilienaktionäre haben seit eineinhalb Jahren wenig Freude. Doch in den vergangenen zwei Tagen kam es zu einem regelrechten Kursgemetzel an der Wiener Börse. Immoeast und Immofinanz brachen am Mittwoch und Donnerstag um mehr als 40 Prozent ein. Zweistellig fiel am Donnerstag auch der Kursrückgang bei der Eco Business aus. Die anderen Immotitel gerieten ebenfalls unter Druck und markierten teilweise neue Allzeittiefs.

Ein Grund ist die Verschärfung der Finanzkrise durch die Lehman-Pleite. Das lässt fürchten, dass Finanzierungen künftig noch schwieriger und teurer werden, was Immobilienfirmen hart träfe.

Die Immoeast räumte am Donnerstag Verluste im ersten Quartal (von Mai bis Juli) ein: Wegen Abwertungen und Währungseffekten fiel das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf minus 261,4 Mio. Euro. Vor einem Jahr hatte es noch plus 93,1 Mio. Euro betragen. Pro Aktie gab es einen Verlust von 0,06 Cent. Vor einem Jahr hatte der Gewinn noch 13 Cent betragen. Das allein erklärt freilich nicht die enormen Kursverluste.

Preisrückgänge erwartet

Die Anleger erwarten offenbar, dass die Immobilienpreise vor allem in Russland einbrechen werden. Die Kursstürze an der Moskauer Börse in dieser Woche (siehe unten stehenden Artikel) erhärten die Sorge, dass es zu einer Konjunkturabschwächung in Osteuropa kommt. „Wichtig für Immobilienfirmen ist jetzt, durchtauchen zu können“, sagt UniCredit-Analyst Alexander Hodosi: Also nicht verkaufen zu müssen, sondern auf bessere Zeiten zu warten. Das funktioniert freilich nur, wenn man einen stabilen Cashflow hat, also Mieteinkünfte. Verschlechtert sich die Konjunktur, könnte es zu Mietrückgängen kommen.

Ein Problem sind auch die vielen Entwicklungsprojekte der Immofirmen, die noch keine Gewinne abwerfen, aber hohe Finanzierungskosten verursachen. „Wie es mit den Unternehmen weitergeht, hängt auch davon ab, wie viele dieser Projekte sie streichen können, weil sich die Marktsituation geändert hat“, sagt Hodosi.

Die Immoeast hat noch mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen: Sie hatte ihrer Mutter Immofinanz ein Darlehen in Höhe von 1,5 Mrd. Euro gewährt. Analysten hatten damit gerechnet, dass dieses Darlehen schon teilweise getilgt wäre – stattdessen hat es sich im letzten Quartal auf 1,8 Mrd. Euro erhöht.

Sorgen wegen Darlehens

„Sollte der Kredit nicht zurückbezahlt werden und zugleich die Preise in Russland und Südosteuropa massiv einbrechen, wäre die Immoeast-Aktie noch immer zu teuer“, sagt Roman Herzog von der Raiffeisen Centrobank (RCB). Am Donnerstagnachmittag kostete sie 2,20 Euro. Vor eineinhalb Jahren war die Aktie noch knapp zwölf Euro wert.

Solche internen Kredite gefielen den Anlegern nicht, meint Erste-Analyst Günther Artner: Obwohl die Immoeast günstig sei, griffen sie lieber zu Aktien mit einer „lupenreinen Story“. Dass es sich laut Immofinanz bei dem Darlehen, das mit 4,5 Prozentpunkten über dem Euribor verzinst ist (also mit über neun Prozent), um die „aktuell attraktivste Finanzierungsmöglichkeit“ handelt, schrecke viele Immofinanz-Anleger.

Immofinanz/Immoeast-Chef Karl Petrikovics verteidigt sich: Wenn ein Unternehmen einem anderen ohne Besicherung ein Darlehen gewährt, seien das normale Konditionen. Man werde den Kredit wie geplant in den nächsten Monaten sukzessive zurückbezahlen. Und zwar durch Verkäufe. Dass das Umfeld für Verkäufe nicht das beste sei, bestreitet er. Auch wenn die Preise niedriger seien als vor einem Jahr, wären sie noch immer hoch. Er dementierte auch Gerüchte, die Immofinanz/Immoeast habe ein Lehman-Exposure. „Das Gegenteil ist der Fall“, betonte Petrikovics. „Wir haben einen Kredit bei einer Lehman-Firma in Höhe von 54 Mio. Euro.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2008)

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