Erste-Bank-Aktie im freien Fall

(c) APA (Robert Jäger)
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Ein Banksprecher weist Gerüchte über Zahlungsprobleme des Erste-Hauptaktionärs zurück.

Wien(höll/APA). Mit dem Kurs der Erste Bank geht es steil bergab. Am Dienstag ist die Aktie unter elf Euro gesunken – das war zuletzt vor acht Jahren der Fall. Zum Vergleich: Im Vorjahr verzeichnete das Papier einen Höchststand von 52 Euro. Marktteilnehmer sprechen von einer möglichen Übernahmegefahr. Faktum ist, dass die größte österreichische Bank an der Börse nur noch mit 3,6 Mrd. Euro bewertet wird. Die deutsche Commerzbank war in der Vorwoche nach massiven Kursverlusten teilverstaatlicht worden. Damit wollte die Regierung laut Medienberichten das Frankfurter Kreditinstitut vor einer Übernahme schützen. Allerdings ist es fraglich, ob sich Investoren angesichts der Finanzkrise überhaupt für eine Bank interessieren.

Die Talfahrt der Erste-Aktie ist allerdings kein Einzelfall. Praktisch alle Finanzwerte weisen massive Verluste auf. Allerdings könnten der starke Kursrückgang Gerüchten zufolge den Hauptaktionär der Erste Bank, die Erste-Privatstiftung, unter Druck setzen. Diese hält bekanntlich rund 31 Prozent an der Erste-Bank-Gruppe. Doch die Stiftung hat hohe Schulden. Erste-Bank-Sprecher Michael Mauritz bezifferte im November die Außenstände mit rund einer Mrd. Euro. Allein bei der Kapitalerhöhung vor zwei Jahren wurden 700 Mio. Euro aufgenommen. Kreditgeber soll ein Konsortium österreichischer und internationaler Banken sein. Besichert ist das Darlehen unter anderem mit den stark gesunkenen Erste-Bank-Anteilen. Dem Vernehmen nach sollen die Erste-Aktien lange Zeit mit 30 Euro pro Stück in den Stiftungsbüchern gestanden haben.

Die Erste Bank weist sämtliche Spekulationen, wonach die Privatstiftung in finanzielle Probleme geraten sei und möglicherweise Aktien verkaufen müsse, strikt zurück. Es gebe keinerlei Schwierigkeiten, die Stiftung bediene ihre Schulden problemlos, so der Banksprecher im „Börse-Express“.

Analysten von Sal. Oppenheim werfen im Zuge der Finanzkrise die Frage auf, ob sich neben Raiffeisen International auch die Erste Bank in Osteuropa in den vergangenen Jahren ein relatives hohes Risiko eingekauft hat. Für 62 Prozent an der rumänischen „Banca Comerciala Romana“ (BCR) hat die Erste 3,75 Mrd. Euro ausgegeben.

Partnerschaft mit der Wr. Städtischen

Vertieft wird indes die Kooperation mit der Wiener Städtischen Versicherung. Dazu hat die Erste Bank 95 Prozent der Städtischen-Fondstochter, Ringturm KAG, übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Mit dem Deal wird das Fondsgeschäft in Österreich neu geordnet. Die Erste-Bank-Fondstochter Erste Sparinvest verwaltet ein Volumen von 23,04 Mrd. Euro. Mit der Ringturm KAG kommen noch einmal drei Mrd. Euro dazu. Heuer soll der Marktführer im Fondsgeschäft, die Raiffeisen Capital Management, überholt werden. Im Vorjahr hatte die Erste Bank für 1,4 Mrd. Euro ihr gesamtes Versicherungsgeschäft an die Wiener Städtische verkauft. Deren Chef Günter Geyer schließt eine direkte Beteiligung an der Erste Bank aus.

Auf einen Blick

Größter Aktionär der Erste Bank ist mit rund 31 Prozent die „Erste österreichische Spar-Casse Privatstiftung“. Diese ist mit einer Milliarde verschuldet. Besichert ist das Darlehen unter anderem mit dem Erste-Aktienpaket, dessen Wert stark gesunken ist. Gerüchte über Zahlungsprobleme der Stiftung werden jedoch zurückgewiesen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2009)

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