Oligarch Mints will auch Immofinanz

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"Presse exklusiv". Die Investmentgruppe O1 des russischen Immobilien-Tycoons will nach der CA Immo auch bei der Immofinanz einsteigen. Ein Übernahmeangebot soll in Vorbereitung sein.

Erst vor knapp zwei Wochen hat er sein erstes großes Investment in Österreich finalisiert: Der russische Immobilien-Tycoon Boris Mints hält nun über seine Gesellschaft O1 rund 26 Prozent an der CA Immo. Für den Kaufpreis von 180 Mio. Euro musste sich der Mann nicht ausbluten, schließlich wird sein Vermögen vom Magazin „Forbes“ auf 1,6 Mrd. Dollar geschätzt. Mints hat auch schon Hunger nach mehr – in Österreich: Im Visier hat der studierte Physiker, dem allein in Moskau zehn Büro-Center gehören, nichts Geringeres als Österreichs größten Immobilienkonzern, die Immofinanz.

„Ja, ich kann Ihnen entsprechende Marktgerüchte bestätigen“, sagt Immofinanz-Chef Eduard Zehetner zur „Presse“. Dafür gebe es handfeste Indizien: Mints habe schon bei Rudolf Fries angeklopft. Die Gruppe um den Rechtsanwalt hält rund 6,5 Prozent an der Immofinanz. „Man hat mich im Spätherbst kontaktiert und gefragt, ob ich meine Anteile verkaufe“, erzählt Fries.

Seine Antwort ist eine Steilvorlage: „Wenn sich der Preis rund um den Substanzwert (Net Asset Value, er liegt derzeit bei 4,48 Euro, Anm.) bewegt, dann soll man niemals nie sagen.“ Grundsätzlich sei die Immofinanz ein gutes Unternehmen und daher ein gutes Investment, meint Fries.

Hohe Preisvorstellung

Angesichts des derzeitigen Kurses von 2,40 Euro ist Fries' Anspruch enorm hoch. Zehetner ist der Meinung, dass es zumindest einen „Dreier vor dem Komma“ geben müsste. Auch bei einem solchen Angebotspreis müsste Mints für 26 Prozent rund 900 Mio. Euro auf den Tisch legen. Derzeit ist die Immofinanz, deren Aktie nach einem steilen Anstieg auf die Drei-Euro-Marke im März des Vorjahres danach wieder deutlich an Wert verloren hat, an der Börse in Summe 2,711 Mrd. Euro wert.

Der Einstieg von O1 könnte jedenfalls der Immofinanz-Aktie, die seit Jahresbeginn Wert gewonnen hat, weiter Auftrieb geben. „Wir freuen uns über jeden neuen Aktionär, das tut dem Kurs gut“, sagt dazu Zehetner.

Parallel zur Vorgangsweise bei der CA Immo dürfte Mints auch bei der Immofinanz eine Beteiligung von bis zu 26 Prozent anstreben. Jedenfalls bereite er bereits ein freiwilliges Übernahmenangebot vor, wird in Finanzkreisen kolportiert. Ein Berater dafür sei schon gefunden worden, heißt es.

Insider schließen nicht aus, dass die US-Bank JP Morgan Chase, die den CA-Immo-Deal begleitet hat, Immofinanz-Aktien für die O1 einsammelt. Die Bank hat über den Jahreswechsel ihre Anteile an der Immofinanz kurzfristig aufgestockt und wieder gesenkt und am 14. Jänner eine Beteiligung von rund 6,191 Prozent gemeldet.

Fusion mit CA-Immo?

Mit dem Einstieg bei zwei österreichischen Immobiliengesellschaften, die beide auf dem Büro- und Gewerbeimmobiliensektor stark sind, dürfte Mints aber nicht nur den Schritt Richtung Westen forcieren. Zehetner ist überzeugt, dass der Oligarch das „große Ganze“ im Auge hat – eine Fusion der beiden Unternehmen zu einem Immo-Schwergewicht. „Das ist strategisch sinnvoll – diese Idee hatten wir ja auch schon.“

Zehetner, der mit 1. März die Führung der Immofinanz an Oliver Schumy (bisher Finanzvorstand des ebenfalls börsenotierten Kartonriesen Mayr-Melnhof) übergibt und Ende April den Konzern verlässt, schließt nicht aus, dass es auch bei der S-Immo zu einem Eigentümerwechsel kommen könnte. Dort halten die Erste Group und die Vienna Insurance je zehn Prozent, je 40 Prozent haben institutionelle und private Investoren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2015)

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