Polytec-Aktie befindet sich im freien Fall

Firmenchef Friedrich Huemer.
Firmenchef Friedrich Huemer.(c) APA (Helmut Fohringer)
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Am Montag stimmen Gläubiger-Banken über ein Konzept ab, das die Insolvenz der Polytec verhindern soll. Die Lage ist ernst, die Polytec droht von einem Schuldenberg erdrückt zu werden.

Wien (ker/höll). Die Aktie des oberösterreichischen Autozulieferers Polytec ist am Freitag noch einmal deutlich abgesackt. Seit September des Vorjahres ist der Kurs um 90 Prozent eingebrochen, an der Börse ist die Firma nur noch 36 Mio. Euro wert.

Die Lage ist ernst, die Polytec droht von einem Schuldenberg erdrückt zu werden. Sie hat Bankschulden von 354 Mio. Euro angehäuft. Um die drohende Insolvenz zu verhindern, stimmen am Montag die Gläubigerbanken – darunter die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ), Bank Austria, Oberbank, Investkredit und WeltLB – über ein Konzept zur Rettung des Unternehmens ab.

Sollte die Abstimmung scheitern, wäre ein Ausgleich oder Konkurs nur mehr schwer zu vermeiden, heißt es aus involvierten Kreisen. Für eine Stellungnahme war die Polytec am Freitag nicht erreichbar, da der zuständige Pressesprecher auf Urlaub weilt.

An einer Vermeidung der Insolvenz dürfte aber vor allem die RLB OÖ ein großes Interesse haben, da sie die größte Gläubigerbank ist. Dass das Institut um 200 Mio. Euro bangt, wie in einer Zeitung vermeldet wurde, dementierte aber ein RLB-Sprecher gegenüber der „Presse“: „Es ist viel weniger.“

Pierer soll Peguform übernehmen

Die RLBOÖ zeigt sich indessen optimistisch, dass das erarbeitete Konzept von den anderen Geldhäusern angenommen wird. Über den Inhalt wollten die beteiligten Banken mit dem Hinweis auf die heikle Situation noch nichts sagen.

Zuletzt gab es aber Gerüchte, wonach die deutsche Tochter Peguform aus der Polytec herausgelöst und von Polytec-Aktionär Stefan Pierer übernommen werden soll.

Bei der Finanzierung der Peguform, die als weitgehend gesund gilt, würde Pierer von einem Großteil der Gläubigerbanken unterstützt.

Die RLB OÖ dagegen würde bei der Polytec zurückbleiben. Gegen diesen Plan soll sich RLB-Boss Ludwig Scharinger aber gestemmt haben. Sein Sprecher dazu: „Kein Kommentar.“

Peguform-Kauf als Sargnagel

Nicht nur die gegenwärtige Autokrise hat die Polytec in den vergangenen Monaten hart getroffen. Die Firma hatte sich im vergangenen Sommer übernommen, als sie die mehr als doppelt so große deutsche Peguform für 218,5 Mio. Euro erwarb. Der Deal war zum Großteil fremdfinanziert. Die große Ernüchterung folgte kurz danach, denn für das dritte Quartal musste das Unternehmen einen Gewinneinbruch von fast 90 Prozent auf 500.000 Euro hinnehmen.

Mittlerweile fährt Polytec ein straffes Sanierungsprogramm. Von den 12.000 Mitarbeitern (davon arbeiten in Österreich nur 300), die das Unternehmen noch vor Kurzem beschäftigt hat, sollen 2000 abgebaut werden. Zusätzlich sollen einige Werke geschlossen werden. Für dieses Konzept benötigt Polytec zusätzliche 120 Mio. Euro.

AUF EINEN BLICK

Die Polytec kämpft ums Überleben. Am Montag stimmen die Gläubigerbanken über ein Konzept ab, das die Insolvenz des oberösterreichischen Autozulieferers verhindern soll. Über den Inhalt des Konzepts gibt es derzeit nur Spekulationen.

Der Aktienkurs stürzte am Freitag noch weiter ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2009)

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