Islamisches Investment nähert sich Billionen-Grenze

Neil Miller, a partner at Norton Rose, speaks during the Reuters Islamic Banking Summit in Dubai
Neil Miller, a partner at Norton Rose, speaks during the Reuters Islamic Banking Summit in Dubai(c) REUTERS (Str)
  • Drucken

Kein Investment in Schweinefleisch, keine Derivate: Islamkonformes Investment gilt in der Finanzkrise als relativ sicherer Hafen. Weltweit wird bald eine Billion Dollar nach den Regeln der Scharia veranlagt sein.

Das Geschäft mit islamkonformen Finanzprodukten hat sich in den vergangenen Monaten weitgehend erfolgreich von den Verwerfungen der internationalen Märkte abgekoppelt. Angesichts des ungebrochenen Zustroms an Anlegern könnte die Branche die Ein-Bio.-Dollar-Grenze bereits im kommenden Jahr knacken. Der Strategieberatungsgesellschaft Booz & Company zufolge wächst der Markt mit Fonds nach Regeln des Koran um bis zu 20 Prozent jährlich.

"Islamische Banken haben sich in der Krise ein Hauptargument zu Nutze gemacht: Sie haben sich nicht am Kauf und Verkauf von verbrieften Krediten beteiligt", sagt Zaid el-Mogaddedi, Managing Director des Frankfurter Insitute for Islamic Banking and Finance (IFIBAF).

Nur Geld gegen Ware

Angesichts einer besseren Haftung und mehr Transparenz sei das Finanzmodell gegenüber seinen westlichen Pendants von höherer Sicherheit geprägt. Die streng regulierten Fonds sehen dem Koran entsprechend nicht nur von Investitionen und Beteiligungen an Geschäften mit Schweinefleisch, Alkohol, Prostitution, Waffen oder Glücksspiel ab. Darüber hinaus verzichten sie auf Produkte wie Termingeschäfte, Derivate und Leerverkäufe, denen ein ursächlich hoher Anteil an den Schäden der Krise zugesprochen wird. "Einem Zahlungsstrom muss immer ein realer Güterstrom gegenüberstehen", erklärt el-Mogaddedi.

Zinsen verboten, Aufschläge erlaubt

Das islamische Recht, die Scharia, verbietet nämlich Zinsen. In islamischen Ländern nutzen viele das System des Murabaha im Einklang mit ihrer Religion.

Islamic Banking: Murabaha

Der Kunde beauftragt die Bank, einen Gegenstand (z.B. Auto) zu kaufen. Die Bank wiederum verkauft diesen Gegenstand an den Kunden, der aber nicht sofort bezahlt. Für die verspätete Zahlung schlägt die Bank einen Zuschlag auf. Faktisch ist das ein Kredit, die Konstruktion geht aber mit der Scharia konform.

Markt verdreifacht

Korankonforme Geschäfte gelten bereits jetzt als Krisengewinner, deren Markt sich schon in den vergangenen zwei Jahren auf ein aktuelles Volumen von knapp 800 Mrd. Dollar verdreifacht hat. Das Bankenmodell kann westlichen Häusern als positives Beispiel dienen. Neben der britischen HSBC und der Deutschen Bank hat sich angesichts des Booms selbst das Bundesland Sachsen-Anhalt auf die islamischen Finanzprodukte gestürzt. Wie das Handelsblatt berichtet, wurde eine Anleihe über 100 Mio. Euro herausgegeben.

Erster großer Zahlungsausfall

Dennoch funktioniert auch der korangetreue Handel nicht immer problemlos. "Selbstverständlich können auch islamische Finanzierungen daneben gehen", wird Fares Mourad, Managing Director und Head Islamic Finance bei der Schweizer Privatbank Sarasin, vom Wirtschaftsportal moneycab zitiert. So hat zuletzt der erste islamische Anleihenemittent Investment Dar einen Zahlungsausfall bekannt gegeben, wodurch man bei der Gewinnausschüttung in Verzug gekommen sei. Obwohl islamische Banken und ihre Geschäfte nicht annähernd in dem Ausmaß von der Krise betroffen sind wie westliche Institute, unterliegen sie bei Projektfinanzierungen mit Kapitalmangel oder verlustbringenden Geschäftsmodellen dennoch den üblichen Marktrisiken.

Islamic Banking in Österreich ?

In Österreich gibt es schon seit längerem Pläne für echtes Islamic Banking. Derzeit bieten aber nur einige Banken so genannte Islam-Fonds an, die im Einklang mit der Scharia stehen. Wer beim Investment auf christliche Werte achten möchte, der kann auf so genannte "Bibel-Fonds" setzen.

(pte/ebl.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.