Bankenhilfe: Hypo Group droht die Verstaatlichung

ZENTRALE DER HYPO GROUP ALPE ADRIA
ZENTRALE DER HYPO GROUP ALPE ADRIA(c) APA (Gert Eggenberger)
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Moody's stuft die Hypo-Finanzkraft auf "Junk bond"-Niveau herab. Begründet wurde die Rückstufung damit, dass die Bank voraussichtlich bis 2011 nicht in der Lage sein werde, Gewinne zu erwirtschaften.

Wien. Bei der BayernLB-Tochter Hypo Group Alpe Adria spitzt sich die Lage zu: Die Ratingagentur Moody's hat die Einschätzung der Finanzkraft der sechstgrößten Bank Österreichs auf ein bemerkenswertes Niveau gesenkt: Die Bonität wurde auf „E+“ (vorher „D-“) herabgestuft. Der Ausblick sei negativ, so Moody's. Einstufungen mit der Note „E“ werden von den Agenturen als sogenannte „Junk bonds“ („Schrott-Anleihen“) angesehen. Die Einbringlichkeit dieser Schulden gilt als fraglich.

Moody's begründet die Rückstufung damit, dass die Bank voraussichtlich bis 2011 nicht in der Lage sein werde, Gewinne zu erwirtschaften. Das sind auch schlechte Nachrichten für Finanzminister Josef Pröll (ÖVP). Die Republik Österreich hatte die BayernLB-Tochter im Vorjahr mit 900 Mio. Euro unterstützt. Für die Hilfe sollte die Bank jährlich acht Prozent Zinsen zahlen. Allerdings gibt es im Vertrag mit der Republik einen Passus, wonach die Ausschüttungen in Verlustjahren entfallen.

Längere Durststrecke für Pröll

Bereits für das abgelaufene Jahr lieferte das Institut keine Zinsen an den Bund ab. Bewahrheitet sich die Einschätzung von Moody's, dann muss sich Pröll auf eine längere Durststrecke einstellen. Erreicht die Hypo Group erst 2012 die Gewinnschwelle, entgingen dem Staat rund 250 Mio. Euro.

In Finanzkreisen wird bezweifelt, dass Pröll so lange zusehen wird. Denn der Staat hat sich vorbehalten, die von der Hypo übernommenen Partizipationsscheine (stimmrechtslose Wertpapiere) jederzeit in Aktien umwandeln zu können. Sollte die Sanierung der Bank tatsächlich länger dauern, droht laut Regierungskreisen die Teilverstaatlichung.

Anfang Juni hat der frühere Volksbanken-Chef Franz Pinkl bei der Hypo das Szepter übernommen. Von ihm wird erwartet, dass er beim Umbau einen Zahn zulegt. Die Opposition hatte die Auflagen für das Bankenhilfspaket als zu weich kritisiert. Nach Ansicht der Grünen und der Freiheitlichen sollen die Zinszahlungen in Verlustjahren nicht gestrichen, sondern gestundet werden.

Die ebenfalls schwer angeschlagene BayernLB versucht schon seit Längerem, ihre Tochter in Kärnten loszuwerden. Laut einem Sanierungskonzept des Finanzministeriums in München muss die Landesbank halbiert werden. Ganz oben auf der Verkaufsliste befindet sich die Hypo.

Laut Moody's besteht das Risiko, dass das Institut weitere Hilfe braucht. Denn die historisch niedrige Profitabilität der Hypo verhindere, dass die Auswirkungen des Wirtschaftsabschwungs aufgefangen werden könnten. Außerdem werde sich die globale Finanzkrise besonders stark in den Kernmärkten der Hypo in Südosteuropa auswirken.

Neben der allgemeinen Finanzkraft hat Moody's auch eine Einschätzung über andere Parameter veröffentlicht. Hier sieht die Situation besser aus. Die Einschätzung der langfristigen Schulden und Guthaben wurden mit „Baa1“ sowie die Bewertung der Verbindlichkeiten mit „Baa2“ angegeben. Unter den Agenturen gelten diese Schulden als eine durchschnittlich gute Anlage. Verschlechtert sich die Gesamtwirtschaft, sei aber auch hier mit Problemen zu rechnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2009)

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