Österreichs Banken überstehen Stresstest

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Die Nationalbank hat die österreichischen Großbanken überprüft. Das Szenario war, dass die Krise in Mittel-/Ost- und Südosteuropa - inklusive GUS - 2009 schärfer wird und 2010 anhält.

Die österreichischen Banken sind von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) einem Härtetest unterzogen worden. Unter der Annahme einer scharfen Rezession im laufenden und im kommenden Jahr würden die Kreditausfälle zwei- bis mehr als dreimal höher ausfallen als bisher. Die Institute hätten Milliarden an zusätzlichen Kreditverlusten zu verdauen. Aber alle großen wichtigen Banken würden die Krise durchstehen, ohne akut frisches Kapital zu brauchen. Einige kleinere Banken würden dann aber hinter gesetzliche Kapitalvorgaben rutschen.

Dies ist das Ergebnis des jüngsten Stresstests, mit dem die OeNB die Belastbarkeit der österreichischen Banken in der Krise erhoben hat. Die Systembanken haben bestanden. Im Extremszenario würden bis Ende 2010 allerdings rund 30 Mrd. Euro an Kreditwertberichtigungen für Österreich und Osteuropa nötig werden, schätzen die Notenbanker. Für 2008 mussten die Banken für zusammen 6 Mrd. Euro Kredite vorsorgen und wertberichtigen.

Kein Anlass für Maßnahmen

Während viele internationale Analysten massive Ausfallsraten gerade im Osten erwarten und daraus höheren Kapitalbedarf für heimische Banken ableiten, sieht die Notenbank "aus heutiger Sicht" keinen Anlass für Rekapitalisierungsmaßnahmen.

Aus dem Test-Befund leiten OeNB-Gouverneur Ewald Nowoty und OeNB-Direktor Andreas Ittner jetzt keine Empfehlungen für die Banken ab. Man werde aber auch den Sommer und Herbst hindurch überwachen, wie es mit den Eigenkapitalpolstern aussieht. Nötigenfalls würde man freilich Schritte einmahnen, wurde ergänzt. Nowotny lobte am Montag bei der Präsentation des Finanzmarktstabilitätsberichts ausdrücklich das staatliche Banken-Hilfspaket, das zur Stabilisierung beigetragen habe. Es handle sich dabei keineswegs um ein Geschenk an die Banken.

Bankenpaket hat noch Polster

Dass aus dem Banken-Paket noch ein "Polster" da ist, findet Nowotny gut. Und wenn wo frisches Kapital nötig würde, müsse es auch nicht Staatskapital sein, so der OeNB-Chef unter Hinweis auf bestehende oder auch neue Aktionäre.

Österreichs Banken sind die größten Kreditgeber im Osten, alle zusammen haben knapp 290 Mrd. Euro Kredite im Osten vergeben. Seit 2008 ist diese aushaftende Summe im Schnitt schon um fünf Prozent gesunken.

Worst-Case-Szenarien

Unter der Annahme, dass die Krise in Mittel-/Ost- und Südosteuropa - inklusive GUS - 2009 schärfer wird und 2010 anhält, errechnet sich nach Notenbankangaben eine schwere zusätzliche Belastung für das Kreditportfolio. Das Szenario, das dem Stresstest zugrunde liegt: Kumuliert 7,3 Prozent Wirtschaftsabsturz in Österreich und 9,8 Prozent Wirtschafts-Absturz in Osteuropa samt GUS bis 2010. Wobei die Notenbanker ergänzten, dass es sich um Worst-Case-Szenarien für die Belastungstests handle und nicht um eigene Erwartungen. Die Banken selber rechnen mit weniger Ausfällen.

Laut OeNB bedeutet die Rechnung für die heimischen Banken eine Verdopplung der Kredit-Ausfallsquote im Inland, in Zentral-/Südosteuropa- und GUS im Schnitt eine Verdreieinhalbfachung. Das ergäbe über zwei Jahre eine Ausfallsquote von fast 10 Prozent am heimischen Markt und nahezu 20 Prozent im Osten. Jetzt sind es im Schnitt fünf bis sechs Prozent.

Großbanken blieben über 4 Prozent

Fazit der OeNB: Das Kapital würde damit geringer, aber nicht aufgezehrt. Alle österreichischen Großbanken blieben über dem gesetzlich nötigen Kapital von 4 Prozent. Und weiter: "In den wenigen Fällen, in denen einige kleinere Institute unter eben diese Mindestanforderung fallen, ist festzuhalten, dass der Kapitalbedarf dieser Banken, um das regulatorische Mindesterfordernis zu erreichen, weniger als ein halbes Prozent der anrechenbaren Eigenmittel des österreichischen Bankensystems ausmacht, so die Notenbank. Außerdem würden solche betroffenen Institute in mehrstufigen Sektoren im eigenen Kreis aufgepäppelt bzw. aufgefangen werden.

Dass der Stresstest 2009 in der Grundtendenz ähnlich ausfiel wie einer aus dem Jahr 2007 - also vor der Krise - argumentiert die Notenbank damit, dass in der Zwischenzeit erheblich Eigenkapital zugeführt worden sei. Und auch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen trügen Früchte.

Die Stress-Prognosen im Einzelnen: Im Bankensystem Österreich würde durch die teuren Kreditabschreibungen das Kernkapital (Tier-1) bis 2010 auf 6,1 Prozent fallen. Wären alle angekündigten PS-Kapitalpakete abgerufen, nur auf 6,8 Prozent. Schwächer wären die Quoten freilich bei den im Markt Inland und Osten besonders exponierten Großbanken. Bei den "Big-6" (Bank Austria, Erste Group, RZB, BAWAG, ÖVAG, Hypo Alpe Adria) fiele im harten Rezessionsszenario die Kapitalquote auf 5,1 Prozent. Rufen Bank Austria und Bawag ebenfalls ihre Staatsmilliarden ab, so kämen die sechs großen Systembanken auf 6 Prozent Kernkapital.
Zum Vergleich: Ende März belief sich das Kernkapital der Banken in Österreich auf 55,6 Mrd. Euro.

Die OeNB sieht sich in den Kriterien für den Österreich-Banken-Stresstest in Lob durch den Währungsfonds ("best practice") bestätigt. Wenn über den Sommer europaweit Stresstests vorbereitet werden, dann werden erstmals auch die Annahmen vereinheitlicht werden.

(APA)

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