Es ist offiziell: Die AUA wird Teil der Lufthansa. Die notwendige Aktienübertragung soll kommende Woche über die Bühne gehen. Beide müssen einige Strecken abgeben. Die AUA halbiert auch ihre Führungsetage
Das Warten auf den formalen Segen der EU für den Verkauf der angeschlagenen Austrian Airlines (AUA) an die Deutsche Lufthansa hat ein Ende. Informell hat die EU-Wettbewerbskommission bereits vor fast einem Monat Grünes Licht gegeben, nun wurde es offiziell bestätigt.
Die am Anfang Juli eingeleitete vertiefte Untersuchung der Kommission habe ergeben, dass der Zusammenschluss in der ursprünglich angemeldeten Form auf mehreren Strecken wettbewerbsrechtlich bedenklich gewesen wäre.
Zugeständnisse der Lufthansa
Die Lufthansa legte ein umfassendes Zusagen-Angebot vor. Dazu gehört eine Regelung für die effiziente und zügige Zuteilung von Zeitnischen für Starts und Landungen. Auf den Strecken, bei denen sich die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission im Verlauf der Untersuchung bestätigten (Strecken von Wien nach Frankfurt, München, Stuttgart, Köln und Brüssel), können somit Markteinsteiger Flüge anbieten und bereits bestehende Angebote von Wettbewerbern verbessert und ausgeweitet werden. Außerdem werden Markteinsteigern, die während eines vorab festgelegten Zeitraums auf einer Strecke tätig sein werden, unter bestimmten Bedingungen angestammte Rechte für die relevanten Zeitnischen eingeräumt. Im Rahmen der Abhilfemaßnahmen ist darüber hinaus insbesondere die Möglichkeit zur Teilnahme am Vielfliegerangebot von Lufthansa vorgesehen.
AUA baut fast jeden zweiten Chef ab
Die AUa strafft die Führungsstruktur und schafft 45 Prozent der Führungsposten ab. Die Zahl der Vice Presidents - sie leiten die Geschäftsfelder - sinkt von 24 auf 14. Gemeinsam mit den 14 Senior Directors - sie leiten die Stabsfunktionen und einige ausgewählte Fachbereiche - bilden sie künftig das Obere Management der Austrian Airlines Group. Insgesamt wird die Anzahl der Führungskräfte im Konzern auf allen Ebenen von derzeit 347 um rund 45 Prozent auf rund 180 Personen reduziert.
"Mit diesem Schritt schaffen wir effizientere Strukturen und vereinfachen die Entscheidungsprozesse. Es ist eine wichtige Maßnahme, mit der wir unsere Schlagkraft am Markt erhöhen werden," so die Austrian-Vorstände Andreas Bierwirth und Peter Malanik
Closing bestens vorbereitet
Intern sind unterdessen die Vorbereitungen für den Aktienübertrag zwischen AUA und Lufthansa (das "Closing") weit gediehen. Nach bisherigem Stand ist dies für kommenden Donnerstag, 3. September, in Wien geplant. Da werden auch Details zu den Plänen und zur Umsetzung der Auflagen erläutert.
Nach dem Closing werden die Deutschen auch im Aufsichtsrat der AUA einziehen. Aufsichtsrats-Präsident bei der Austrian Airlines ist Lufthansa-Konzernchef Wolfgang Mayrhuber schon seit einer Sonderhauptversammlung am 14. Juli. Da ließ sich der Konzernchef der Lufthansa, bedingt bis zum Okay aus Brüssel und bis zu den letzten Formalakten zur AUA-Übernahme, ins Kontrollgremium der AUA wählen. Eine konstituierende Sitzung der neuen Räte nach dem Aktienübertrag wird ihn ans Ruder im Aufsichtsrat hieven, dort löst er dann den Aufsichtsratspräsidenten Peter Michaelis ab.
Eine Fluglinie um 380 Millionen Euro
Die Übernahme wird die Lufthansa bis zu 380 Millionen Euro kosten. Wesentlich mehr zahlt der Staat Österreich, der der AUA eine halbe Milliarde Euro Schulden erlässt. Diese staatliche Beihilfe stellt aber kein Problem für die Übernahme dar, wie der zuständige Verkehrskommissar Antonio Tajani angedeutet hat.
(Ag./Red)