ATX-Karussell: Anleger schauen durch die Finger

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Palfinger dürfte laut Analysten in den ATX aufsteigen. Anleger sollten bei der Aktie vorsichtig sein.

Wien (ker). Egal ob im New Yorker Dow Jones, im Frankfurter DAX oder im Wiener ATX. In den Leitindizes der großen Börsen finden sich die „Stars“ wieder. „Für ein Unternehmen ist es ein positives Zeichen, in den Leitindex aufgenommen zu werden. Damit gehört man zu den Größten an einer Börse“, sagt Birgit Kuras, Aktienchefin der Raiffeisen Centrobank.

Privatanleger haben davon zunächst wenig, weil sie gegen die großen Indexfonds den Kürzeren ziehen. Die müssen die Aktien des neuen Unternehmens ins Portfolio aufnehmen, um den Index nachbilden zu können. Durch einen Informationsvorsprung können sie schon im Vorfeld abschätzen, welche Firma in den Leitindex aufrückt. Die Aktie steigt daher schon lange vor der offiziellen Bekanntgabe.

Palfinger als ATX-Favorit

Spannend dürfte es an der Wiener Börse werden. Heute, Mittwoch, wird das ATX-Komitee zusammentreten und beraten, welche Unternehmen aus dem ATX absteigen müssen und welche neu dazukommen. Die Entscheidung wird anhand von zwei Kriterien getroffen: Eine ATX-Firma muss einen hohen kapitalisierten Streubesitz haben und die Aktie muss regelmäßig gehandelt werden.

Demnach dürfte die marode Austrian Airlines aus dem Leitindex fallen. Die Fluglinie wird bereits zu 85 Prozent von der deutschen Lufthansa gehalten. „Der Streubesitz ist durch die Lufthansa-Übernahme gering, für die Anleger gibt es nichts mehr zu holen“, sagt UniCredit-Analyst Peter Bauernfried im Gespräch mit der „Presse“.

Bleibt die große Frage, wer in den ATX aufrücken wird. Als Favorit wird unter Analysten der Kranhersteller Palfinger gehandelt. Dafür spricht auch die Entwicklung des Aktienkurses. Der ist in den vergangenen Tagen stark gestiegen und befand sich gestern wieder im Abflug. Das kann verschiedene Gründe haben. Einer davon: Einige Fonds haben sich mit dem Papier schon in der Vorwoche eingedeckt. Die Aufnahme in den ATX dürfte für sie kein Geheimnis gewesen sein, schließlich sitzen Vertreter großer Banken und Fonds im ATX-Komitee.

Ein ähnliches Muster zeigt sich derzeit auch in Frankfurt. Die Börse wird am Donnerstag den Rauswurf der Hannover Rück und die Aufnahme von Infineon in den DAX bekannt geben. Der Kurs von Infineon ist in den vergangenen Tagen stark in die Höhe getrieben worden. Experten glauben, dass sich die großen Fonds schon mit den Infineon-Papieren eingedeckt haben.

Analyst: Konjunktur ist Kurstreiber

Analyst Peter Bauernfried glaubt dagegen nicht, dass die Neuaufnahme in den ATX große Kurssprünge beim betroffenen Unternehmen auslöst. „Derzeit wird nicht so stark nach dem Index abgebildet. Es spielen andere Faktoren für die Kursbildung eine Rolle – etwa die konjunkturelle Erholung“, so Bauernfried.

AUF EINEN BLICK

Das ATX-Komitee berät heute, Mittwoch, welche Unternehmen aus dem ATX fallen
und welche aufgenommen werden.

Laut Analysten wird der Kranhersteller Palfinger anstelle der maroden Austrian Airlines (AUA) in den Leitindex kommen. Die Privatanleger dürften von dem Palfinger-Aufstieg zunächst nicht profitieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2009)

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