ATX verharrt am Nachmittag tief in der Verlustzone

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bereits seit der Eröffnung präsentierte sich der ATX tief unter der Nulllinie, das Minus gestaltete sich weit deutlicher als an den übrigen europäischen Aktienbörsen.

Die Wiener Börse hat sich heute, Freitag, am Nachmittag bei moderatem Volumen weiterhin mit verlustreicher Tendenz gezeigt. Der ATX wurde um 14.15 Uhr mit 2.413,16 Punkten errechnet, das ist ein Minus von 56,04 Punkten bzw. 2,27 Prozent. Zum Vergleich: DAX/Frankfurt -0,59 Prozent, FTSE-100/London -1,45 Prozent und CAC-40/Paris -0,80 Prozent.

Bereits seit der Eröffnung präsentierte sich der ATX unter dem Eindruck schwacher Quartalszahlen der schwergewichteten Erste Group tief unter der Nulllinie, das Minus gestaltete sich auch weit deutlicher als an den übrigen europäischen Aktienbörsen. Den defizitären Wochenausklang konnten auch aktuelle Arbeitsmarktdaten aus den USA, die am frühen Nachmittag publik wurden, nicht wesentlich lindern.

US-Wahlen im Fokus

Private Firmen und der Staat schufen im Oktober insgesamt 161.000 Stellen, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Fachleute hatten mit 175.000 gerechnet. Die Erwerbslosenquote fiel um einen Tick auf 4,9 Prozent. Auch die Durchschnittslöhne je Stunde haben sich mit einer annualisierten Rate von 2,8 Prozent stärker erhöht als die erwarteten 2,6 Prozent. Zudem wurde der Stellenaufbau für September deutlich von 156.000 auf 191.000 aufwärts revidiert.

Weiterhin gilt das Hauptaugenmerk der Anleger den US-Wahlen am kommenden Dienstag. Immer mehr unter ihnen befürchten, dass der republikanische Kandidat Donald Trump eine tatsächliche Chance gegen seine Kontrahentin Hillary Clinton aus dem Lager der Demokraten hat. Der US-Dollar steuert unter diesem Eindruck auf seine schwächste Handelswoche der vergangenen 12 Wochen zu.

Erste-Group-Aktie deutlich im Minus

Ein Analyst von ETX Capital wertet die Wahlen in den USA als ein "Brexit-like event", sollte der republikanische Kandidat Donald Trump gewinnen, stehe Aktien und dem US-Dollar ein Abverkauf bevor. Falls die demokratische Kandidatin Hillary Clinton triumphiere, könne es hingegen deutlich bergauf gehen. Ein weiterer Analyst von ING wertet eine Leitzins-Erhöhung durch die US-Notenbank Fed im Dezember als wahrscheinlich, aber im Falle größerer Marktturbulenzen nach einem Trump-Triumph bei den Wahlen als nicht fix.

In Wien kommt unterdessen die Berichtssaison immer mehr in Schwung. Nach Zahlen beider Konzerne schlugen die Aktien der Erste Group und Andritz völlig unterschiedliche Richtungen ein. Während Erste Group um 7,71 Prozent auf 25,98 Euro einknickten, erhöhten sich Andritz als größter von nur zwei Kursgewinnern im ATX um 2,03 Prozent auf 48,04 Euro.

Trotz einer angekündigten Dividendenverdopplung für 2016 auf 1,00 Euro geriet die Erste-Aktie somit stark unter Druck. Mit einem Nettogewinn von 1,18 Mrd. Euro bis September, historisch tiefen Kreditrisikokosten im dritten Quartal und einem harten Kernkapital von 13 Prozent zeigt man sich seitens der Bank zufrieden. Nicht aber mit einem fast 11-prozentigen Rückgang des Betriebsgewinns. 2017 kommen zudem wieder höhere Kosten auf die Bank zu.

Die Analysten der Citigroup sehen den Nettogewinn der Ersten zwar leicht über der Konsensusschätzung, was jedoch vorrangig geringeren Rückstellungen geschuldet sei. Die Kernerlöse seien "enttäuschend", denn beim Nettozinsertrag sowie den Gebühren seien die Erste-Zahlen schwächer ausgefallen als erwartet. Auch die Kosten seien etwas höher als prognostiziert. Deshalb erwarte man sich auch eine negative Marktreaktion, schlussfolgert Citi-Analyst Simon Nellis.

Andritz übertrifft Prognosen

Gut aufgenommen wurde von den Anlegern das Zahlenwerk von Andritz. Mit dem Konzernergebnis im dritten Quartal von 73,9 Mio. Euro konnten die auf 69,3 Mio. Euro lautenden Prognosen übertroffen werden. Auch der Auftragseingang fiel mit 1,47 Mrd. Euro höher aus als die erwarteten 1,45 Mrd. Euro.

Für Raiffeisen Bank International ging es um 2,27 Prozent bergab. Die Bank hat zur Wochenmitte angekündigt, ihre polnische Leasinggesellschaft Raiffeisen Leasing Polska S.A. um 850 Millionen polnische Zloty (rund 200 Mio. Euro) an die PKO Leasing zu verkaufen. Die Analysten der Schweizer UBS bezeichnen die Transaktion in einem Kommentar als "wertsteigernd" für die RBI.

Das bisherige Tageshoch verzeichnete der ATX zur Eröffnung bei 2.471,10 Punkten, das Tagestief lag um etwa 12.50 Uhr bei 2.407,73 Einheiten. Der ATX Prime notierte mit einem Minus von 2,08 Prozent bei 1.226,49 Zählern. Um 14.15 Uhr notierten im prime market vier Titel mit höheren Kursen, 34 mit tieferen und zwei unverändert.

Bis dato wurden im prime market 4.222.740 (Vortag: 3.390.217) Stück Aktien umgesetzt (Einfachzählung) mit einem Kurswert von rund 140,00 (88,71) Mio. Euro (Doppelzählung). Umsatzstärkstes Papier ist bisher Erste Group mit 1.340.578 gehandelten Aktien, was einem Kurswert von rund 70,63 Mio. Euro entspricht.

(APA)

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