HSBC fürchtet Brexit-Folgen

HSBC erfreute die Anleger gestern mit einer höheren Kernkapitalquote.
HSBC erfreute die Anleger gestern mit einer höheren Kernkapitalquote.(c) REUTERS
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Die verbesserte Kapitaldecke lässt Anleger über den Gewinneinbruch HSBC hinwegsehen. Die große Herausforderung kommt 2017.

London. Europas größte Bank, HSBC, blieb im dritten Quartal deutlich hinter den Analystenerwartungen zurück. Das Vorsteuerergebnis stürzte zwischen Juni und September um 86 Prozent auf 843 Mio. Dollar (764 Mio. Euro) ab, wie das britische Geldhaus am Montag mitteilte. Unter dem Strich steht ein Nettoverlust von 204 Mio. Dollar gegenüber einem Gewinn von 5,2 Mrd. Dollar ein Jahr zuvor.

Grund für den Absturz waren Sondereffekte. So schlug der Verkauf des Brasilien-Geschäfts mit 1,7 Mrd. Dollar negativ zu Buche. Belastungen gab es auch aufgrund der Neubewertung eigener Schulden sowie Kosten von einer Milliarde für den Konzernumbau. Außerdem musste auch HSBC wie andere britische Banken die Rückstellungen für Entschädigungen von mit Kreditausfallversicherungen falsch beratenen Kunden erhöhen.

Brexit steht ins Haus

Brexit-Auswirkungen auf das Geschäft auf der Insel gebe es noch kaum, nur vorübergehend von kleinen Firmen eine schwächere Nachfrage nach Krediten, sagte Bankchef Stuart Gulliver. Das könne sich aber bald ändern. „Das britische Privatkundengeschäft wird im nächsten Jahr eine Herausforderung.“ Es werde erwartet, dass sich das Wirtschaftswachstum in Folge des Anti-EU-Referendums verlangsamt und die Inflation deutlich anzieht.

Was das schlechte Quartalsergebnis betrifft, so haben die Anleger an den Börsen allerdings darüber hinweggesehen. Investoren konzentrierten sich gestern auf den Anstieg der Kernkapitalquote auf 13,9 Prozent per Ende September, zwei Punkte mehr als zum Jahresende 2015. HSBC – traditionell stark in Asien – erklärte dies mit einer Neubewertung der Beteiligung an der chinesischen Bank of Communications. Das heißt, HSBC muss weniger Eigenkapital für ihre Anteile an der chinesischen Bank vorhalten. Damit könne das Geldhaus selbst bei einem erneuten Gewinnrückgang die Dividende im kommenden Jahr stabil halten, urteilten die Analysten des Brokerhauses Bernstein. Die Aktie gehörte gestern mit einem zwischenzeitlichen Plus von deutlich über vier Prozent zu den Bestperformern.

Mit harten Einschnitten stemmt sich HSBC seit Jahren gegen den Negativtrend in der Branche. Dabei zog sich die Bank aus 17 von einst 88 Ländern zurück und baute Zehntausende Stellen ab. In einer neuen Sparrunde sollen weitere 25.000 der 235.000 Stellen gekürzt werden. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2016)

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