„Galaktischer Saustall“ Constantia Bank

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Der Verkauf der Constantia Privatbank wackelt, nach der Buwog-Provisionsaffäre drohen weitere „Sumpfblüten“ zu platzen – Immofinanz-Chef Zehetner: „Die Sache wird langsam kriminell.“

Wien. "Das ist keine Immofinanz-/Immoeast-Affäre – das ist ein galaktischer Saustall, den die Constantia Privatbank angerichtet hat. Die hat über Jahre die von ihr beherrschten Immobiliengesellschaften ausgenommen, um Verluste aus Aktienspekulationen zu decken": Eduard Zehetner, Chef der Immofinanz-/Immoeast-Gruppe, nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Suche nach Schuldigen bei den aufwendigen „Aufräumarbeiten“ geht.


Während sich bei den Immobiliengesellschaften schon eine Wende zum Positiven abzeichnet, entwickelt sich der seit Monaten betriebene Verkauf der Constantia Privatbank (CPB) zur Zitterpartie. Das Konsortium aus Bank Austria, RZB, Erste Bank, Bawag und Volksbanken, die die CPB um einen Euro aufgefangen hat, spricht zwar nach wie vor von Exklusivverhandlungen mit der deutschen Privatbank Hauck & Aufhäuser („Die Presse“ berichtete am 16. September).

Risken für CPB-Kauf zu hoch


Den Deutschen scheinen die Risken aus Ansprüchen der Immobiliengesellschaften von rund 400 Mio. Euro gegen die CPB zu hoch zu sein. Bei einem Meeting am Dienstag sollen die Deutschen keine Entscheidung getroffen haben. Dem Vernehmen nach steht der Deal auf der Kippe. Am 7. Oktober sollte eine Entscheidung fallen. Platzt der Deal, muss das Konsortium neuerlich auf Käufersuche gehen. Das Finanzministerium hat die Staatsgarantie für die CPB, die im September ausgelaufen wäre, bis Mitte Dezember verlängert.

Für Zehetner liegt die Wurzel des Milliarden-Desasters (die Immofinanz weist für 2008/09 einen Verlust von 3,049 Mrd. Euro aus) in der Tat im Vorgehen der Bank, die einst über die Constantia BV der Tochter des verstorbenen Industriellen Herbert Turnauer, Christine de Castelbajac, gehört hat. Die Bank sei zusammen mit den beiden extern gemanagten Immobiliengesellschaften Immoeast und Immofinanz als „Gelddruckmaschine für die Eigentümer“ konstruiert gewesen. Mittels interner Verrechnungen seien die von Anlegern finanzierten Immobiliengesellschaften zur Kasse gebeten worden.
Unter anderem für „Provisionen“, wie sie etwa beim Kauf der Bundeswohnungsgesellschaft Buwog durch die Immofinanz an die damaligen Grasser-Freunde Hochegger und Meischberger geflossen sind. Die dafür aufgewendeten (und über den zypriotischen Hochegger-Briefkasten Astropolis ausbezahlten) 9,6 Mio Euro waren von der Bank über mehrere Stationen an eine Immoeast-Tochter weiterverrechnet worden. Die, so Zehetner, „mit der Sache nichts zu tun hat“. Noch dazu mit einem falschen Rechnungszweck (ein Zusammenhang mit der Buwog geht aus den Rechnungen nicht hervor) und – wohl um Spuren zu verwischen – erst mit zwei Jahren Verspätung im Jahr 2006. „Und damit“, so Zehetner, „wird die Sache kriminell.“

Die falschen Angaben auf den insgesamt drei Rechnungen sind freilich in der Zwischenzeit obsolet: Hochegger und Meischberger haben bei Einvernahmen in dieser Woche ihre ursprünglich per Finanz-Selbstanzeige gemachten „Geständnisse“ bestätigt, das Geld für „Beratungsleistungen“ rund um die Buwog bekommen zu haben. Demnach soll Meischberger beauftragt gewesen sein, Informationen über den Buwog-Deal zu beschaffen, Hochegger war für den Kontakt zum damaligen Immofinanz-/Immoeast- und CPB-Chef Karl Petrikovics zuständig. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Die Buwog-Provisionszahlungen waren aber nicht die einzige „Sumpfblüte“ (Zehetner) in der CPB. „Der Herr Petrikovics hat ja Geschenke sonder Zahl verteilt“, meint Zehetner. Die Nationalbank hat bei einer Prüfung der CPB einen „dicken Ordner“ mit dubiosen Zahlungen für Vermittlungsprovisionen, Beratungshonorare und Ähnliches im Volumen von 150 Mio. Euro zusammengestellt.

Dieses Geld will die Immofinanz/Immoeast von der Bank zurück, denn, so Zehetner, „die Bank hat uns das Geld gestohlen“. Insgesamt belaufen sich die Forderungen gegen die Bank auf rund 400 Mio. Euro. Der 150-Millionen-Ordner der Nationalbank-Prüfer ist laut Zehetner jedenfalls brisant: „Da werden noch einige Sumpfblüten platzen.“

Immofinanz wieder mit Gewinn


Die Immobiliengesellschaften scheinen den Turnaround nun geschafft zu haben: Nach der Immoeast hat auch die Immofinanz für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen operativen Gewinn (118,2 Mio. Euro nach minus 190,7 Mio. Euro im Vorjahresquartal) geschrieben. Für den Umschwung waren erfolgreiche Immobilienverkäufe und die Hebung stiller Reserven verantwortlich. Der innere Wert (Net Asset Value, NAV) der Aktie wird mit 5,37 Euro angegeben. Er liegt damit immerhin um fast 50 Prozent über dem aktuellen Aktienkurs.

AUF EINEN BLICK

Immofinanz-Chef Eduard Zehetner fährt schwere Geschütze gegen die Constantia Privatbank auf: Die Bank habe die beiden Immobiliengesellschaften Immofinanz und Immoeast per interner Verrechnung „ausgeräumt“ und nicht nur in der Buwog-Sache dubiose Provisions- und Beratungszahlungen illegal an die „Immos“ weiterverrechnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2009)

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