Der Dollar ist derzeit nicht zu bremsen

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Devisenexperten erwarten, dass die US-Währung im kommenden Jahr über die Europarität hinausklettert.

Ob Donald Trump „America great again“ macht, werden wir sehen. Beim Dollar scheint ihm das jedenfalls zu gelingen: Seit der Wahl Trumps zum 45. Präsidenten der USA kennt der Greenback gegen viele Währungen, auch gegen den Euro, nur noch eine Richtung: die nach oben. Dabei ist Trump noch nicht einmal im Amt. Und es ist weitgehend unklar, wie weit er seine vollmundigen Ankündigungen auch umsetzen will oder kann.

Wie auch immer: Hatte ein Euro vor der Wahl noch rund 1,12 Dollar gekostet, so waren es zum Wochenschluss schon weniger als 1,06. Auf dem Devisenmarkt ist das eine durchaus heftige Kursbewegung. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lang nicht erreicht. Devisenexperten gehen unterdessen davon aus, dass im kommenden Jahr ein Euro um einen Dollar zu haben sein wird. Diese Parität hat das Währungspaar Euro/Dollar in diesem Jahrtausend noch nicht gesehen.

Die Devisenexperten der Deutschen Bank schätzen gar, dass die Parität nur ein Zwischenstopp auf dem Weg des Dollars nach oben ist und dass man für einen Dollar bald schon mehr als einen Euro wird hinlegen müssen.

Die Änderung der Währungsrelation spiegelt die Veränderung der globalen wirtschaftlichen Landkarte wider. Falls Trump seine brachialkeynesianischen Investitions- und Rüstungspläne umsetzt, wird das US-BIP in nächster Zeit wohl schneller wachsen als bisher angenommen.

Freilich um den Preis dramatisch gestiegener Staatsschulden. Aber das ist zwar ein schweres, aber eher langfristig wirkendes Problem. Beflügeln wird den Dollar jedenfalls das Auseinanderdriften der Leitzinsen. Denn nach den jüngsten Entwicklungen wird die Fed ihren nächsten Zinsschritt wohl im Oktober setzen. Und wenn die Trump-Maßnahmen wie erwartet die Inflation beflügeln, dann wird der Zinsanstieg im kommenden Jahr wesentlich steiler als bisher erwartet ausfallen. Das macht den Dollar als Anlagewährung attraktiver.

Für Anleger heißt das zuerst einmal, dass bereits bestehende Engagements in US-Aktien oder in dollargehandelten Produkten (etwa Gold) in nächster Zeit auch einen schönen Währungsertrag abliefern. Künftige Engagements im Dollarraum werden auf Eurobasis aber natürlich teurer. Trotzdem dürfte der US-Markt für Anleger attraktiv bleiben, zumal sich die wirtschaftliche Dynamik in nächster Zeit ja eher in den USA abspielen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2016)

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