Die Talfahrt der türkischen Lira beschäftigt die Anleger. Devisen-Profis geben Tipps, wie man am besten investieren sollte.
Turbulent geht es derzeit bei der türkischen Lira zu. Inzwischen müssen Händler für einen Euro über vier Lira hinblättern. Seit geraumer Zeit ist die türkische Währung vor allem wegen Terroranschlägen und der politischen Unsicherheit unter Druck. Seit dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei im Sommer hat sie rund 30 Prozent ihres Wertes verloren. Anleger ziehen ihr Geld aus der Türkei ab.
Abwertung noch nicht vorbei
"Bei einem Blick rein auf den Chart — also alles Fundamentale und Politische ausgeblendet — ging der Anstieg zu schnell und eine Korrektur auf etwa 3,83 Euro wäre angebracht. Doch in diesem Fall nimmt die politische Situation natürlich überhand und daher ist die Abwertung der Lira wohl noch nicht vorbei", sagt Devisenexperte Daniel Fehring von „Forex-Sun.com“ gegenüber „Business Insider“.
Er empfiehlt aber, jetzt keinesfalls blind auf eine weitere Schwäche der Lira zu setzen, sondern eine Gegenbewegung abzuwarten um dann wieder auf eine Abwertung zu setzen. Der Markt sei derzeit überhitzt. Sollten Anleger tatsächlich auf die Türkische Lira setzen wollen, empfiehlt der Experte sich vorher eine Frage zu stellen. „Wenn man Geld gespart hat, ist man dann wirklich bereit dieses Geld nun in die türkische Währung zu investieren? Das sind vermutlich die wenigsten, denn das Vertrauen in das Land ist weg und dafür die Unsicherheit groß“, so Fehring.
Rebounds abwarten
Für Anleger ist diese Entwicklung einer schwachen Lira schlecht — schließlich gab es auf türkische Staatsanleihen zuletzt attraktive Renditen, die jetzt jedoch von der Währungsschwäche aufgezehrt werden. Sein Fazit: Die türkische Lira wird weiter abwerten, doch kurzfristige Gegenbewegungen seien immer möglich — und die könnten durchaus heftig ausfallen.
Noch keine Bodenbildung
Auch Devisenanalyst Tatha Ghose von der Commerzbank sieht trotz der jüngsten Rekordtiefs der türkischen Lira keine Bodenbildung. Alle relevanten Fundamentaldaten deuteten auf einen stetigen Abwertungstrend der Währung hin, sagt er im Interview mit dem deutschen Nachrichtensender n-tv. Dieser sei hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die türkische Zentralbank trotz der erneuten Inflationsbeschleunigung auf Zinserhöhungen verzichte und so die altbekannte Inflations-Wechselkurs-Spirale in Gang bringe.
Die Situation dürfte andauern, bis die Zentralbank zu einer Erhöhung der Zinsen gezwungen sei, glaubt Ghose. Der Experte rechnet in diesem Monat mit einer weiteren Zinserhöhung um 50 Basispunkte. Allerdings sei mehr erforderlich, wenn die Zentralbank dem Abwertungstrend wirklich etwas entgegensetzen wolle.
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>>> Business Insider
(Agenturen/past)