Explosionen stoppen Samsung nicht

Defekte Batterien verursachten Brände bei Samsung-Smartphones.
Defekte Batterien verursachten Brände bei Samsung-Smartphones. (c) APA/AFP/JUNG YEON-JE
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Trotz des Debakels rund um schadhafte Smartphones steigert Samsung seinen Gewinn erneut. Statt Handys verkauften die Südkoreaner mehr Speicherchips und Bildschirmteile.

Seoul. Im Vorjahr ist das Flaggschiff des südkoreanischen Samsungkonzerns im wahrsten Sinne des Wortes ausgebrannt: Produktionsfehler verursachten Brände und Explosionen beim Vorzeige-Smartphone Galaxy Note 7, die Produktion musste eingestellt werden. Fluglinien weigerten sich, Passagiere mit diesem Gerät an Bord gehen zu lassen. Der Imageschaden für den weltgrößten Smartphonehersteller Samsung war perfekt.

Doch trotz des Handy-Debakels konnte Samsung seinen Gewinn im vergangenen Jahr kräftig steigern. Das Unternehmen erwirtschaftete insgesamt 22,7 Billionen Won (18,1 Mrd. Euro) und damit 19 Prozent mehr als im Vorjahr, wie Samsung am Dienstag mitteilte. Die Einnahmen blieben demnach in etwa stabil bei 201,9 Billionen Won. Vor allem im Schlussquartal legte Samsung ordentlich zu. Der Gewinn stieg zwischen Oktober und November um 120 Prozent auf 7,09 Billionen Won.

Korruptionsaffäre dauert an

Hier zeigt sich der große Vorteil des gewaltigen Mischkonzerns: Läuft es in einer Sparte nicht rund, gibt es genügend andere, die dafür einspringen können. Im Vorjahr florierte vor allem das Geschäft mit Bauteilen wie Speicherchips oder Bildschirmkomponenten. Größter Gewinntreiber war im vergangenen Quartal das Halbleiter-Geschäft. Auch der starke US-Dollar steigerte den Gewinn. Der Umsatz blieb in den Monaten Oktober bis Dezember mit 53,3 Billionen Won nahezu unverändert.

Für 2017 erwartet der Apple-Konkurrent, der auch Marktführer bei Speicherchips und Fernsehern ist, weitere Gewinnzuwächse. Der Konzern warnte aber vor Unwägbarkeiten. „Wir müssen uns der Unsicherheiten im politischen und geschäftlichen Umfeld im In- und Ausland bewusst sein, die uns bei der Umsetzung der mittel- und langfristigen Unternehmensstrategien Probleme bereiten können“, sagte Vizepräsident Robert Yi.

Die Samsung-Gruppe, deren Herzstück Samsung Electronics ist, war zuletzt auch durch die Verwicklung in einen Korruptionsskandal um eine Vertraute der vorläufig entmachteten Staatspräsidentin Park Geun Hye in die Negativschlagzeilen geraten. Mehrere Spitzenmanager wurden einvernommen. Die Untersuchungen gegen den Konzern dauern an.
Während sein Image wegen der Probleme mit dem Galaxy Note 7 gelitten hat, hat sich das Mobil-Geschäft wieder einigermaßen erholt. Die Sparte habe wegen der soliden Verkäufe von Produkten wie dem Galaxy S7 und S7 Edge und besserer Rentabilität bei Modellen im mittleren und unteren Bereich Gewinne erwirtschaftet, hieß es. Nachdem der operative Gewinn im dritten Quartal fast komplett weggeschmolzen war, stieg er im letzten Schlussquartal 2016 auf 2,5 Billionen Won.

Batterien schuld an Explosion

Erst am Montag hatte Samsung die Untersuchungsergebnisse zu den Smartphone-Problemen bekannt gegeben und dabei die Batterien als Hauptursache für die Erhitzung oder Brände einzelner Geräte genannt. Für das laufende Jahr erwartet Samsung, dass der Smartphone-Markt langsamer wachsen wird. Allerdings würden „Dienste wie AI (künstliche Intelligenz) neue Chancen bieten, einen Unterschied zu machen“.

Samsung hatte angekündigt, dass das Galaxy S8 AI-Funktionen enthalten werde, mit denen die Nutzer auch Sprachbefehle erteilen können. Im Vorjahr übernahmen die Südkoreaner dazu das US-amerikanische Start-up Viv Labs, das digitale Assistenten für Smartphones und andere Geräte entwickelt. Wann die neuen Generationen der S-Reihe auf den Markt kommen, ist derzeit noch unklar. (ag/auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2017)

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