Anleger fürchten neue Trump-Tiraden

AFP (TIMOTHY A. CLARY)
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Die Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten Donald Trumps wird Experten zufolge auch in der neuen Woche für Unruhe an den Börsen sorgen.

Auf der einen Seite treibe die Regierung mit ihrem geplanten Konjunkturprogramm Aktien in die Höhe, sagt Joseph Gagnon, Ex-US-Notenbanker und leitender Mitarbeiter der Denkfabrik Peterson Institut for International Economics. Gleichzeitig schüre sie mit ihren verbalen Attacken gegen Handelspartner wie Deutschland die Furcht vor einem Handelskrieg und drücke dadurch die Kurse. "Man kann das paradox nennen, oder widersprüchlich. Und es könnte in einem ziemlichen Durcheinander enden."

Die Furcht vor einem Handelskrieg drückte den Dax in der vergangenen Woche 1,4 Prozent ins Minus. Am Freitag schloss der Frankfurter Leitindex zwar 0,2 Prozent höher bei 11.651 Punkten, blieb damit aber hinter den übrigen Handelsplätzen Europas zurück: Der EuroStoxx50 gewann 0,6 Prozent auf 3273 Zähler. Der Wall Street gaben starke Jobdaten und die Aussicht auf eine Abschwächung der Bankenregulierung durch Trump Auftrieb: Der Dow Jones kletterte um 0,9 Prozent und übertraf die Marke von 20.000 um 71 Punkte.

Die anstehenden Geschäftszahlen der Unternehmen sollten die Aktienmärkte stützen, betont Commerzbank-Analyst Markus Wallner. "Trotz einzelner Ausnahmen haben die im Rahmen der Berichtssaison veröffentlichten Ergebnisse für das vierte Quartal 2016 und die Ausblicke für 2017 bis jetzt insgesamt überzeugt."

Aus dem Dax öffnen in der neuen Woche der Versicherer Münchener Rück (Dienstag), der Stahlkocher Thyssenkrupp und die Commerzbank (jeweils Donnerstag) ihre Bücher. Im Ausland wollen am Dienstag der Unterhaltungskonzern Walt Disney und am Donnerstag der Kosmetik-Anbieter L'Oreal sowie der Limonaden-Hersteller Coca-Cola Geschäftszahlen vorlegen.

Auf der Konjunkturseite richten Anleger ihre Aufmerksamkeit unter anderem auf die britische Industrieproduktion am Freitag. Die Konjunktur des Vereinigten Königreichs habe sich trotz des geplanten Brexit bislang gut gehalten, sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades. "Man darf aber nicht vergessen: Noch ist nichts passiert." Mit der Zustimmung des Parlaments kam Premierministerin Theresa May auf dem Weg zu dem für März geplanten Austrittsantrag einen Schritt weiter.

Auch in Deutschland stehen Daten zur Industrieproduktion (Dienstag) auf dem Terminplan. Darüber hinaus können Börsianer von den Auftragseingängen der Industrie-Unternehmen sowie der Anlagen- und Maschinenbauer (beide am Montag) Rückschlüsse auf die heimischen Konjunkturaussichten ziehen.

In den USA gibt am Freitag der Michigan-Index Auskunft über die Kauflaune der US-Verbraucher. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Fest im Blick hat die Wirtschaftswelt auch den Dollar, der nach Trumps Wahl Anfang November zunächst rasant gestiegen war. Inzwischen hat der Greenback aber den Rückwärtsgang eingelegt.

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, beendete den Januar mit einem Minus von 2,6 Prozent - der schwächste Start ins Jahr seit drei Jahrzehnten. Doch dies könnte international aufgestellten US-Konzernen zugutekommen, weil sie so mehr Gewinn aus ihren Auslandsgeschäften schlagen können.

( Hakan Ersen und Caroline Valetkevitch/Reuters)

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