Erst der Trump-Rausch, dann der Katzenjammer

Symbolbild Wall Street
Symbolbild Wall StreetAPA/AFP/BRYAN R. SMITH
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Der US-Börsenhausse werden Inflation, Schuldenspirale und Abstieg des Dollars folgen, warnt einer der erfolgreichsten Hedgefondsmanager.

In Investorenkreisen gilt Seth Klarman als Magier. Der 59-Jährige managt für den Hedgefonds Baupost von Boston aus rund 30 Milliarden Dollar. In den vergangenen 34 Jahren hat er nur drei Mal Verluste erlitten. Sein Buch „Margin of Safety: Risk-Averse Value Investing Strategies for the Thoughtful Investor“ aus dem Jahr 1991 ist vergriffen, gebrauchte Ausgaben werden auf Amazon derzeit ab 1399,95 Dollar gehandelt.

Ähnlich begehrt sind die regelmäßigen Briefe, welche Klarman an seine Investoren verschickt. Jedes Exemplar ist mit individuellem Wasserzeichen markiert, um die Quelle für etwaige unerlaubte Veröffentlichungen im Internet sofort aufspüren zu können.

Doch selbst diese Vorsichtsmaßnahme, die Klarmans Ansichten über die Finanzwelt und die generelle Lage der Dinge auf seine zahlenden Kunden beschränken soll, konnte nicht verhindern, dass sich der Sukkus seines jüngsten Investorenbriefes wie ein Lauffeuer verbreitete und auf den Finanzseiten der „New York Times“ fand. Denn Klarman warnt vor den erkennbaren Folgen der wirtschaftspolitischen Versprechen, mit denen der neue US-Präsident, Donald Trump, an der Wall Street und bei vielen Unternehmern für Begeisterung sorgt.

„Überschwängliche Investoren haben sich auf die potenziellen Vorteile stimulierender Steuersenkungen konzentriert, während sie die Risken eines Amerika-zuerst-Protektionismus und der Errichtung neuer Handelsbarrieren ignorieren“, warnt Klarman. „Präsident Trump mag in der Lage sein, zeitweilig den Schwung der Automatisierung und Globalisierung zu bremsen, indem er Firmen dazu überredet, Arbeitsplätze im Land zu lassen, doch die Stützung ineffizienter und nicht wettbewerbsfähiger Unternehmen wird die Marktkräfte wahrscheinlich nur kurzfristig abwehren. Die USA haben protektionistische Handelspolitiken vor langer Zeit aufgegeben, weil sie nicht nur nicht funktionieren, sondern die Gesellschaft durch sie auch schlechter dran ist.“

Trump und seine Unterstützer halten jenen Ökonomen, die vor der Wahl davor gewarnt hatten, im Falle seines Sieges werde es einen Börsenkrach geben, nicht ohne Häme die fast wöchentlichen Rekordwerte des Dow Jones und anderer Aktienindizes vor. Klarman ist von diesen Momentaufnahmen unbeeindruckt. Er wirft den meisten Investoren vor, Trumps Ideen nicht konsequent zu Ende zu denken. Trumps gewünschtes Eine-Billion-Dollar-Paket für den Infrastrukturbau etwa „könnte sich als recht inflationär erweisen.“ Die steigenden Zinssätze wiederum würden „die Bundesstaatsschuld aufblasen, denn die Zinszahlungen auf die enormen heutigen Staatsschulden würden von den heutigen künstlich niedrigen Niveaus in die Höhe schießen.“

Verbunden mit Trumps bewusst erratischem Führungsstil stehe nicht nur Amerika, sondern der ganzen Welt eine böse Ernüchterung bevor: „Wenn die Dinge danebengehen, könnten wir uns am Anfang eines langen Abstiegs der Vorherrschaft des Dollars, eines rasanten Anstiegs der Zinssätze und Inflation sowie weltweiter Angst finden.“

E-Mails an:oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2017)

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