OMV-Chef drängt auf Entscheidung zu Nord Stream 2

OMV-Chef Rainer Seele
OMV-Chef Rainer Seele PEROUTKA Guenther / WB
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Der Wiener Öl- und Gaskonzern OMV blickt nach den ersten Monaten des laufenden Jahres zuversichtlicher auf die Entwicklung des Raffineriegeschäfts. Und er hofft, bis Jahresende gemeinsam mit seinen westlichen Partnern einen Weg für eine Beteiligung an dem umstrittenen Pipeline-Projekt Nord Stream 2 zu finden.

Es werde zwar weiterhin für 2017 ein Rückgang im Geschäft mit der Weiterverarbeitung von Öl erwartet, dieser werde aber moderater ausfallen als ursprünglich in den Planungen angenommen wurde, sagte OMV-Chef Rainer Seele am Montag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Weiterverarbeitung von Öl zu Benzin und Diesel ist für den größten österreichischen Industriekonzern seit dem Absturz der Ölpreise ein wichtiges Standbein geworden. Im Vorjahr kam das Geschäft aber aufgrund anhaltender Überkapazitäten in Europa unter Druck. 2016 lag die Raffineriemarge im Durchschnitt bei 4,7 Dollar je Barrel.

Den niedrigen Ölpreis bekommt die OMV vor allem im Geschäft mit der Suche und Förderung von Öl und Gas zu spüren. 2017 soll die Gesamtproduktion des Konzerns auf über 400.000 Barrel pro Tag steigen, nachdem sie im vergangenen Jahr bei rund 310.000 Barrel lag. Voraussetzung dafür ist unter anderem auch, dass im krisengebeutelten Libyen weiter produziert werden könne. Derzeit hat der OMV-Chef keine Bedenken, dass die Ölförderung in dem Land trotz regelmäßiger Blockaden von Pipelines oder Häfen durch bewaffnete Gruppen wieder ausfallen könnte. "Wir bleiben und stehen zu unserer Aussage, dass wir 2017 durchschnittlich 10.000 Barrel am Tag produzieren werden". Die Produktionsstätten der OMV seien jedenfalls intakt und unberührt von Beschädigungen. "Dass es in einzelnen Häfen immer wieder mal Probleme gibt, wird man noch häufiger sehen", sagte Seele. Am kommenden Donnerstag will der OMV-Chef bei einem Pressegespräch gemeinsam mit dem Chef der libyschen Ölgesellschaft NOC über die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen berichten.

Einen weiteren Schub bei der Gesamtproduktion verschafft der OMV der jüngste Zukauf in Russland. Die Österreicher kaufen dem deutschen Energiekonzern Uniper für 1,75 Milliarden Euro dessen Minderheitsbeteiligung an einem der größten Gasfelder in Sibirien ab. Den Abschluss des Geschäftes erwartet der OMV-Chef bis Jahresende.

Konzern drängt auf Pipeline-Projekt

OMV hofft bis Jahresende gemeinsam mit seinen westlichen Partnern einen Weg für eine Beteiligung an dem umstrittenen Pipeline-Projekt Nord Stream 2 zu finden. "Wir sprechen schon ziemlich lange und ich werde selber auch ungeduldig", sagte Konzernchef Seele gegenüber Reuters. Die Bereitschaft, sich zu einigen, sei jedenfalls gegeben, räumte er ein.

Die Pipeline Nord Stream 2 soll Erdgas von Russland durch die Ostsee bis nach Deutschland leiten. Ursprünglich war geplant, dass der russische Energieriese Gazprom und die westlichen Partner - Uniper, die BASF-Tochter Wintershall, Shell, Engie und die OMV - ein Gemeinschaftsunternehmen zum Bau der Röhre gründen. Gazprom sollte 50 Prozent an dem Unternehmen halten, die westlichen Partner jeweils zehn Prozent. Nachdem dieses Vorhaben aber in Polen auf massiven Widerstand stieß, will Gazprom das rund acht Milliarden Euro teure Projekt alleine finanzieren. Die Partner suchen jedoch seit geraumer Zeit nach neuen Möglichkeiten zur Beteiligung. "Es gibt mehrere Optionen", sagte Seele. In die Karten schauen lassen will sich der OMV-Chef aber nicht. "Als Aktionär oder Eigentümer werde ich dort aber sicherlich nicht mehr einsteigen können", schränkte er lediglich ein.

Dass die EU-Kommission dem Projekt kritisch gegenüber steht, bedaure er, so der OMV-Chef. "Was ich sehe ist, dass man versucht ein Pipeline-Projekt zu politisieren", sagte Seele. Seiner Ansicht nach sollte die EU-Kommission eigentlich investitionsfreundliche Rahmenbedingungen setzten und nicht Projekte verhindern. Der OMV-Chef geht aber dennoch davon aus, dass der Zeitplan eingehalten werden könne. Geplant ist, dass Nord Stream 2 Ende 2019 ihren Betrieb aufnehmen soll. Die OMV unterstütze das Projekt, weil Europa einen zusätzlichen Importbedarf von Erdgas haben werde und dafür zusätzliche Infrastruktur benötigt werde. Zudem erwartet der OMV-Chef, dass das Projekt wirtschaftlich attraktiv sei.

(Alexandra Schwarz-Goerlich und Shadia Nasralla/Reuters)

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