"Ihr vergiftet unsere Äcker": Turbulente Bayer-Hauptversammlung

Proteste vor der Bayer-Zentrale
Proteste vor der Bayer-ZentraleREUTERS
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Bei der Hauptversammlung des Pharmakonzerns Bayer gab es lautstarken Protest gegen die geplante Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto.

Rund 200 Demonstranten haben am Freitag in Bonn gegen die geplante Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto durch Bayer protestiert. Mit "Patent-Verbrennungsmaschinen", Transparenten und Reden machten das kirchliche Hilfswerk Misereor, die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL) und andere Organisationen am Rande der Bayer-Hauptversammlung auf mögliche Risiken aufmerksam.

"Wir nehmen das nicht hin", sagte der Vorsitzenden der ABL in Nordrhein-Westfalen, Bernd Schmitz. Die Bundestagsabgeordnete Renate Künast (Grüne) meinte zu dem 66 Milliarden US-Dollar (rund 61 Milliarden Euro schweren Geschäft: "Das ist das Gegenteil von dem, was wir wollen."

Lautstarke Protestrufe

Die Hauptversammlung selbst ist turbulent gestartet. Keine fünf Minuten sprach Vorstandschef Werner Baumann vor den Aktionären, als er das erste Mal von lautstarken Protestrufen unterbrochen wurde. Mit "Stopp Bayer/Monsanto" schnitten Gegner der geplanten Übernahme des umstrittenen US-Saatgutriesen Monsanto Baumann das Wort ab. Aufsichtsratschef Werner Wenning rief sie höflich zur Räson und bat um einen Austausch, "wie es auf einer deutschen Hauptversammlung üblich ist".

Keine zehn Minuten später kam es zum nächsten Zwischenfall. "Ihr vergiftet unsere Äcker" riefen die Übernahmegegner. Wenning bat ein zweites Mal, die Zwischenrufe zu stoppen und drohte mit Saalverweis. "Sie sehen: Bayer bleibt auf Erfolgskurs", setzte Baumann seine Rede fort.

Breiter Protest

Umwelt- und Naturschützer, kirchliche Hilfsorganisationen und entwicklungspolitische Gruppen bis hin zu politischen Parteien sehen die Mega-Übernahme schon seit längerer Zeit kritisch. Durch den Zukauf, der Bayer zum weltweit größten Anbieter im Pflanzenschutz und bei Saatgut macht, sowie weitere Fusionen in der Branche würden die Märkte nur noch von wenigen Unternehmen dominiert, die die Preise diktieren und ihre Angebote auf wenige gewinnträchtige Produkte reduzieren könnten. Auf der Strecke blieben die Artenvielfalt, Ernährungssouveränität und ein nachhaltiges Wirtschaften im Agrarsektor. Bayer betont hingegen mögliche Beiträge, um die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung zu sichern.

Die Übernahme liegt derzeit zur Prüfung bei zahlreichen Kartellbehörden. In Brüssel will Bayer noch im zweiten Quartal den Antrag auf Genehmigung einreichen.

(APA/dpa/Reuters)

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