Heiße Titel für die Hundstage

Investoren in Ölfirmen durchliefen heuer eine Durststrecke. Das Blatt könnte sich in absehbarer Zeit wenden.
Investoren in Ölfirmen durchliefen heuer eine Durststrecke. Das Blatt könnte sich in absehbarer Zeit wenden.REUTERS
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Angesichts des Sommers steigt auch auf den Aktienmärkten das Gewitterrisiko. Zeit für was Spekulativeres. Und Zeit, die gebeutelten Ölwerte wieder genauer zu beobachten.

Die abgelaufene Woche hatte für Anleger viel zu bieten. Und wie das bei großen Mengen so ist, kam das Viele auch sehr unterschiedlich und widersprüchlich daher. Dass die Woche ab ihrer Mitte in den roten Bereich schlitterte, ist also nur eine der Facetten.

Eine andere ist, dass zur Wochenmitte hin gleich mehrere Leitindizes Allzeithochs erzielten. Der deutsche DAX kletterte in der Spitze auf 12.951 Punkte. In den USA ein ähnliches Bild.

Auch in China erregte ein Ereignis Aufsehen. So hat sich der Finanzdienstleister MSCI durchgerungen, künftig auch chinesische A-Aktien in seine Indizes aufzunehmen. Fortan werden also Investmentfonds und Anleger, die auf MSCI-Indexprodukte setzen, China nicht mehr umgehen, sodass Hunderte Milliarden ins Land fließen dürften.

All diese positiven Nachrichten wurden freilich dadurch konterkariert, dass der Aufschwung in der Eurozone im Juni an Schwung verloren hat. Das Wachstum ist zwar intakt, die Stimmung in der Privatwirtschaft aber laut Einkaufsmanagerindex auf dem niedrigsten Niveau seit fünf Monaten. Über allem bremst der gesunkene Ölpreis (siehe Geschichte unten) die Märkte. Und seine Dynamik wird in nächster Zeit die Lage weiter beeinflussen.

Angesichts des Sommers scheint nun eine gewisse Flaute die Märkte zu erfassen. Jedenfalls wird Ausschau nach neuen Kurstreibern gehalten, die sich bislang nicht von selbst anbieten. Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Helaba schreibt, dass Anleger sich weiter zurückziehen könnten und das Gewitterrisiko gestiegen sei.

Wer angesichts dieser Umstände aber etwas spekulatives Spielgeld hat, kann sich etwa die deutsche Beteiligungsgruppe Aurelius (ISIN: DE000A0JK2A8) ansehen. Sie wurde im März mittels Short-Attacke um fast 50 Prozent entwertet, wobei sie seither die Hälfte wieder gutgemacht hat. Vorige Woche hat sie nun überraschend eine Rekorddividende von vier Euro ausgeschüttet. Auch wurde eine Transparenzoffensive und ein großes Aktienrückkaufprogramm gestartet. Nach dem Dividendenabschlag ist das Papier für 50 Euro zu haben. Die Baader-Bank sagt weiter „Kaufen“ mit Kursziel 58,90 Euro, die Commerzbank gar mit Ziel 82 Euro.

Auch der unseren Lesern altbekannte chinesische Solarkonzern und Weltmarktführer Jinkosolar (ISIN: US47759T1007) meldet sich wieder zurück. Nachdem die Aktie im Mai ein Kaufsignal generiert hatte, im Nu um 20 Prozent auf 19 Euro gesprungen und ebensoschnell durch zwei Analystenberichte zurückgeprügelt worden war, ist sie vorige Woche wieder über 18,5 Euro ausgebrochen. Nach einem zähen Jahr drängt die niedrig bewertete Aktie nach oben. Mit großen Volatilitäten.

Es mag angesichts der Ölpreisturbulenzen paradox anmuten, aber die Aktien aus dem Ölsektor, die nach dem Dezemberhype seit Jahresbeginn gehörig Federn lassen mussten und seit einem Monat unter gesteigertem Verkaufsdruck stehen, sind es zunehmend wert, auf die Beobachtungsliste genommen zu werden. Ein Teil der Experten sieht den Ölpreisverfall zwar noch nicht ausgestanden und bleibt gegenüber dem Sektor vorsichtig. Andere hingegen wähnen den Boden allmählich erreicht. So die Bank Nord LB, die in einer aktuellen Branchenstudie vor allem auch den Umstand betont, dass die Konzerne im ersten Quartal das beste Ergebnis seit Frühjahr 2015 auswiesen. Die Bank hebt neben Royal Dutch Shell noch Exxon Mobil und Total hervor. Auch BP hat in den vergangenen Tagen mehrere Kaufempfehlungen mit Kurspotenzial von 15 bis 25 Prozent erhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2017)

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