Konjunktur: Manager in Hochstimmung

Deutschlands Wirtschaft läuft gut, Unternehmer sind aber noch euphorischer.
Deutschlands Wirtschaft läuft gut, Unternehmer sind aber noch euphorischer. (c) APA
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Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat im Juni einen neuen Rekordwert erreicht. Ökonomen sind vom steilen Anstieg überrascht.

München. Die Börsen und die Stimmung der Unternehmer haben derzeit eines gemeinsam: Beide scheinen nur noch eine Richtung zu kennen: nach oben. Und das macht Ökonomen Kopfzerbrechen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in der deutschen Wirtschaft misst, ist im Juni erneut auf einen Rekordwert gestiegen, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Montag mitteilte. Der Index erhöhte sich von 114,6 Punkten auf 115,1 Punkte und überbot damit noch einmal den Wert vom Mai. „In den deutschen Chefetagen herrscht Hochstimmung“, erklärte Ifo-Chef Clemens Fuest.

Die Unternehmen waren den Angaben zufolge nochmals „deutlich zufriedener“ mit ihrer aktuellen Lage. Der entsprechende Index stieg von 123,3 Punkten auf 124,1 Punkte. Auch die Erwartungen an das Geschäft im kommenden halben Jahr verbesserten sich erneut leicht. Der Index erhöhte sich von 106,5 Punkten auf 106,8 Punkte.

Folgt bald eine Trendwende?

Für den Ifo-Geschäftsklimaindex befragt das Wirtschaftsforschungsinstitut jeden Monat rund 7000 Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Bauhauptgewerbe sowie dem Groß- und Einzelhandel.

Ökonomen hatten mit einem leichten Rückgang gerechnet und zeigten sich überrascht: Das wichtigste Konjunkturfrühbarometer habe sich deutlich von dem entfernt, was von der deutschen Volkswirtschaft tatsächlich zu erwarten sei, meint Thomas Gitzel von der VP Bank zu Reuters: Gemäß dem historischen Muster lege der Ifo-Geschäftsklimaindex derzeit einen BIP-Zuwachs von sechs Prozent nahe. „Man muss nun kein Volkswirt sein, um festzustellen, dass ein Wachstum in dieser Größenordnung illusorisch ist. Läuft es für die deutsche Wirtschaft weiterhin gut, ist ein Wachstum von knapp zwei Prozent drin – auch das ist noch ein erfreulicher Wert.“

Andreas Scheuerle von der Dekabank weist darauf hin, dass schon im ersten Quartal die Stimmung der Unternehmen – egal, ob Einkaufsmanagerindex oder Ifo-Geschäftsklima – im Vergleich zur tatsächlichen Entwicklung viel zu optimistisch war. „Im zweiten Quartal hat sich diese Tendenz noch weiter verstärkt. Das wird sich irgendwann korrigieren, nur dann sollten wir bitte nicht den Fehler machen, dies als den Weg in die nächste Rezession zu interpretieren.“ (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2017)

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