Lieferdienst Delivery Hero reizt Preis bei Börsengang voll aus

Vor dem Börsengang von Delivery Hero haben die Fahrer der Essens-Lieferdienste Foodora und Deliveroo in Berlin bessere Arbeitsbedingungen gefordert
Vor dem Börsengang von Delivery Hero haben die Fahrer der Essens-Lieferdienste Foodora und Deliveroo in Berlin bessere Arbeitsbedingungen gefordert AFP (TOBIAS SCHWARZ)
  • Drucken

Der Essens-Lieferdienst Delivery Hero nimmt mit seinem Börsengang knapp eine Milliarde Euro ein.

Der Essens-Lieferdienst Delivery Hero bietet seine Aktien mit 25,50 Euro am oberen Ende der Angebotsspanne an. Damit erlöst die Rocket-Internet-Beteiligung insgesamt fast 996 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Altaktionäre trennen sich dabei von knapp 20,1 Millionen Anteilen. Zudem werden 18,95 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung am Markt platziert.

Die Papiere sollen erstmals am 30. Juni gehandelt werden. Die Notierung soll am regulierten Markt in Frankfurt erfolgen.

"Die Nachfrage nach unseren Aktien hat den Angebotsumfang deutlich überstiegen", sagte Firmenchef Niklas Östberg. Insgesamt wird das noch tief in den roten Zahlen steckende 2011 gegründete Start-Up ("Lieferheld", "Foodora", "Pizza.de") damit mit 4,39 Milliarden Euro bewertet. Mit bis zu 996 Millionen  Euro ist Delivery Hero die größte Neuemission des Jahres an der Frankfurter Börse. In Österreich ist Delivery Hero mit dem Online-Bestelldienst Mjam.at und Foodora vertreten.

Delivery Hero selbst fließen 465 Millionen Euro zu, die zum größten Teil zur Tilgung von gut 300 Millionen Euro Schulden verwendet werden sollen. Großaktionär Rocket Internet winken 264 Millionen Euro, sofern auch die Platzierungsreserve zugeteilt wird. Es ist das erste Mal seit dem eigenen Börsengang im Oktober 2014, dass Rocket der Verkauf einer Beteiligung über die Börse gelingt. Der Startup-Investor lässt seine Beteiligung damit von bisher 35,7 auf 25,7 Prozent abschmelzen. Der erst im Mai mit 10,9 Prozent eingestiegene südafrikanische Technologie-Investor Naspers wollte dagegen beim Börsengang Aktien zukaufen, um sich nicht verwässern zu lassen.

Organisiert wird die Emission von den Investmentbanken Citi, Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Essens-Lieferdienste sind bei Investoren derzeit beliebt. Die Delivery-Hero-Rivalen Takeaway.com ("Lieferando") und Just Eat sind bereits gelistet. Die niederländische Takeaway wird mit 1,6 Milliarden Euro bewertet, die britische Just Eat sogar mit umgerechnet 5,1 Milliarden Euro - sie schreibt bereits schwarze Zahlen.

Delivery Hero ist erst der dritte Börsengang des Jahres im streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse. Im Frühjahr hatte der Elektromotorenbauer Aumann den Sprung geschafft, am Dienstag folgte die Restaurantkette Vapiano. Die Unternehmensberatung EY zählte im ersten Halbjahr in Deutschland insgesamt fünf Neuemissionen mit einem Erlös von zusammen 1,4 Milliarden Euro. Der Schweizer Apothekenbetreiber Galenica Sante nahm mit umgerechnet 1,7 Milliarden Euro mehr ein als das deutsche Quintett und war damit der größte Börsengang in Europa.

"Die Stimmung hat sich nach einem relativ verhaltenen Jahresauftakt zuletzt aufgehellt", sagte Martin Steinbach, der für EY Börsenkandidaten berät. "Dass mit Delivery Hero sogar ein sogenanntes Einhorn - also ein junges Unternehmen mit einer Milliardenbewertung - aufs deutsche Börsenparkett kommt, dürfte starke Strahlkraft haben und kann dem Markt im zweiten Halbjahr neue Impulse geben." Einige vielversprechende Kandidaten stünden bereits in den Startlöchern.

Fahrer demonstrieren

Vor dem Börsengang von Delivery Hero haben die Fahrer der Essens-Lieferdienste Foodora und Deliveroo am Mittwoch in Berlin bessere Arbeitsbedingungen gefordert. Gemeinsam mit der Gewerkschaft FAU fordern die Kuriere eine Lohnerhöhung von einem Euro pro Stunde, die vollständige Übernahme der Kosten für Arbeitsmittel und eine garantierte Mindestzahl an Arbeitsstunden, außerdem eine Pauschale für Reparaturen und eine Vergütung für die Nutzung privater Smartphones. 

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Fahrer von Essens-Lieferdiensten demonstrieren in Berlin

Die Deliveroo- und Foodora-Kuriere fordern höhere Löhne und eine Kostenübernahme für die Arbeitsmittel.
Geld & Finanzen

Anlegern vergeht rasch der Appetit auf Vapiano-Aktien

Die Pizza- und Pasta-Kette Vapiano sammelt mit dem Börsengang bis zu 184 Millionen Euro ein. Die Euphorie bei der Erstnotiz hält sich in Grenzen.
Delivery Hero will mit seinem Börsengang bis zu einer Milliarde Euro einsammeln
Geld & Finanzen

Der "Lieferheld" kratzt an der Milliardenschwelle

Der Lieferdienst Delivery Hero bietet Aktien zu 22 bis 25,50 Euro an. Die Erstnotiz in Frankfurt ist für 28. Juni geplant.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.