Der Euro wird immer härter

EZB stellt neue 10-Euro-Banknote vor
EZB stellt neue 10-Euro-Banknote vorAPA/dpa/Arne Dedert
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Die brummende Konjunktur in Euro stärkt die Einheitswährung, außerdem löste die von der US-Notenbank Fed angekündigte Zinspause weitere Dollar-Verkäufe aus. Für europäische Urlauber ist das gut, für die Exportfirmen weniger.

Die Wirtschaft im Euroraum brummt, ein Ende des Konjunkturaufschwungs ist vorerst nicht abzusehen. Das stärkt den Euro gegenüber dem Dollar. Am Mittwochabend hat die US-Notenbank Fed mit ihrer Ankündigung einer Zinspause der europäischen Währung zusätzlichen Schub verliehen, weil sie weitere Dollarkäufe ausgelöst hat. Mit knapp 1,18 Dollar kostet der Euro so viel wie zuletzt Mitte Jänner 2015.

Was bedeutet nun ein harter Euro? Auf den Punkt gebracht: Verbraucher profitieren unter anderem bei Auslandreisen davon. Für die Unternehmen werden indes ihre Waren im Exporte teurer. Ein kurzer Faktencheck:

Warum hat der Euro so zugelegt?

Die politische Unsicherheit im Euroraum ist seit der Wahl des Pro-Europäers Emmanuel Macron zum französischen Präsidenten deutlich gesunken. "Die Befürchtungen, dass der Brexit in anderen EU-Staaten Nachahmer finden könnte, haben sich nicht bestätigt. Ebenso wenig hat sich der Siegeszug populistischer Parteien fortgesetzt", erläutert LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Zudem zieht die Konjunktur im Euroraum an, die Arbeitslosigkeit sinkt, Verbraucher und Unternehmen sind in guter Stimmung.

"Der starke Euro ist hauptsächlich das Resultat einer schnelleren wirtschaftlichen Erholung", argumentiert Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut den 19 Ländern des gemeinsamen Währungsraumes in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent zu und damit etwas mehr als zuletzt erwartet. Steigt das Vertrauen in den Euroraum, kehren Investoren zurück.

Was belastet den Dollar?

Die US-Währung - wegen der Farbe der Banknoten auch "Greenback" genannt - schwächelt nicht nur im Vergleich zum Euro, sondern auch gegenüber anderen wichtigen Währungen, etwa dem japanischen Yen oder dem Schweizer Franken. "In den USA ist die Euphorie in einen Trump-Blues umgeschlagen", urteilt die Landesbank Helaba. Bei Investoren macht sich Ernüchterung breit über US-Präsident Donald Trump, der mit der Ankündigung von Steuerreformen und milliardenschweren Investitionen in die Infrastruktur angetreten war. Die "schwindende Hoffnung auf eine signifikante Steuerreform in den USA, Sorgen über den erratischen Politikstil der neuen US-Regierung und zu guter Letzt wachsende Zweifel an der Fed haben dem Greenback ordentlich zugesetzt", erläutert die DZ Bank. Die Entwicklung von Staatsausgaben und Steuereinnahmen in den Vereinigten Staaten sei derzeit "unsicher", analysiert der IWF.

Welche Rolle spielen die Notenbanken?

Steigen die Zinsen in einem Land, wird es für Investoren tendenziell attraktiver, dort Geld anzulegen. Das stärkt die Währung des Landes. Während die US-Notenbank Fed die geldpolitischen Zügel zuletzt Stück für Stück anzog, lässt sich die Europäische Zentralbank vorerst noch Zeit mit einem Einstieg in den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik. Erst im Herbst wollen Europas Währungshüter über mögliche Änderungen diskutieren. Die Fed sehen Ökonomen allerdings derzeit auch nicht in Eile mit weiteren Schritten. Mittwochabend hat die Fed selbst eine Zinspause angekündigt.

Welche Folgen hat der starke Euro für die Wirtschaft?

Steigt der Euro gegenüber Dollar und Co., werden Produkte der Euro-Länder außerhalb des gemeinsamen Währungsraumes teurer. Das kann die Nachfrage dämpfen. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft dürfte der Gegenwind vom Devisenmarkt eher zunehmen, sagt Commerzbank-Analyst Marco Wagner. Von seinem Höchststand von mehr als 1,60 Dollar im Sommer 2008 ist der Euro aktuell allerdings noch deutlich entfernt.

Was bedeutet das für die Verbraucher?

Rohstoffe wie beispielsweise Öl, die in der US-Währung gehandelt werden, werden im Einkauf tendenziell billiger. Das kann die Budgets der Verbraucher beim Tanken und Heizen entlasten. Im Juni war nach Angaben des deutschen Statistischen Bundesamtes leichtes Heizöl um fünf Prozent billiger als im Mai, Sprit kostete 1,4 Prozent weniger - auch weil der Rohölpreis gesunken war. Gegenüber dem Vorjahr wurden Heizöl und Sprit nur geringfügig teurer. Ein weiterer Vorteil aus Verbrauchersicht: Urlaub in manchen Ländern außerhalb des Euroraumes - insbesondere in den USA - wird tendenziell günstiger. 

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