Werbeflaute lässt ProSiebenSat.1 an der Börse abstürzen

Thomas Ebeling hat für seine Aktionäre keine guten Nachrichten
Thomas Ebeling hat für seine Aktionäre keine guten NachrichtenREUTERS
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Schwache Einnahmen mit TV-Werbung und ein sich abzeichnender Konzernumbau: ProSiebenSat.1 hat die Anleger verschreckt.

Nur drei Wochen nach dem letzten Zwischenbericht senkte ProSiebenSat.1 in der Nacht zum Dienstag seinen Ausblick für den TV-Werbemarkt in Deutschland. Er dürfte heuer nicht wachsen, sondern in etwa stagnieren - vorausgesetzt, dass es eine Belebung zum Jahresende geben wird.

Bisher deute alles darauf hin, dass sich das dritte Quartal unter den Erwartungen entwickeln werde, erklärte ProSiebenSat.1. An der Börse sorgte das für einen regelrechten Ausverkauf: Die im DAX gelisteten Aktien der Sendergruppe stürzten zeitweise um fast 15 Prozent auf 27,86 Euro ab und notierten damit so niedrig wie zuletzt im Juli 2013. "Das ist die dritte Senkung des Ausblicks im Werbegeschäft in diesem Jahr", kritisierte Analystin Laurie Davison von der Deutschen Bank. Auch andere gelistete Medienunternehmen verloren deutlich.

Die Entwicklung des TV-Werbemarkts macht ProSiebenSat.1 schon seit einiger Zeit zu schaffen. Bereits im Mai hatte Vorstandschef Thomas Ebeling zur Enttäuschung der Anleger seine Erwartungen an das Marktwachstum im laufenden Jahr von zunächst zwei bis drei Prozent auf 1,5 bis 2,5 Prozent zurückgeschraubt. Anfang August wurde dieses Ziel dann noch bestätigt - allerdings mit dem Hinweis versehen, wahrscheinlicher sei ein Wachstum am unteren Ende dieser Spanne. Nun hieß es, die bisherigen Kunden-Rückmeldungen insbesondere für den wichtigen Monat September seien enttäuschend.

Um die Abhängigkeit von der sehr schwankungsanfälligen TV-Werbung zu verringern, baut ProSiebenSat.1 seit Jahren sein Online-Geschäft aus. Im ersten Halbjahr hatte der Konzern bereits die Hälfte seiner Erlöse aus anderen Quellen erwirtschaftet. Die Umsatz- und Gewinnprognose für 2017 steht deshalb vorerst unverändert: Der Konzernumsatz soll demnach mindestens im hohen einstelligen Prozentbereich steigen, der bereinigte Überschuss über Vorjahr liegen. Für einen außerordentlichen Gewinn von 319 Millionen Euro im laufenden Quartal sorgt der Verkauf des Flugreiseportals Etraveli an den Finanzinvestor CVC.

Um wieder in die Offensive zu kommen, spielt Ebeling nun einen Konzernumbau durch. Kern der Überlegungen ist die Schaffung einer neuen Unterhaltungssparte. So könnte die Sendergruppe mit dem Bereich Digital Entertainment zusammengelegt werden, zu dem etwa die Online-Videothek Maxdome gehört. Zudem will ProSiebenSat.1 in den Bereichen Content Production und Commerce schneller wachsen. Dafür könnte sich der Konzern nach eigenen Angaben Investoren an Bord holen und auch über Zusammenschlüsse sprechen. "Die Überprüfung beinhaltet auch die Möglichkeit für potenzielle künftige Börsennotierungen", erklärte das Unternehmen. Details sollen am 9. November vorgestellt werden.

Der Bereich Content Production ist etwa für die Vermarktung von Fernsehsendungen zuständig. So kümmert sich die Tochter Red Arrow um den weltweiten Vertrieb der US-Krimiserie "Bosch", die vom Onlinehändler Amazon.com in Auftrag gegeben wurde. Der Bereich Commerce umfasst verschiedene Internetdienste und -händler, darunter das Vergleichsportal Verivox, den Erotikartikel-Versand Amorelie oder den Onlineoptiker Brille 24.

(Reuters)

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