Anleger können auf goldenen Herbst hoffen

APA/dpa/Julian Stratenschulte
  • Drucken

Die US-Indizes eilen schon seit Wochen von einem Höchststand zum nächsten. Experten halten ein Kursplus der europäischen Börsen von bis zu 30 Prozent in den kommenden drei Jahren für möglich.

Mit etwas Verzögerung wird der Dax Experten zufolge auf den Rekordkurs der Wall Street einschwenken.  "Die Gewinnmargen der Unternehmen steigen wieder", sagt Rory Bateman, Leiter für britische und europäische Aktien beim Vermögensverwalter Schroders. "Wir gehen davon aus, dass es der Beginn eines mehrjährigen Prozesses ist." Er halte ein Kursplus der europäischen Börsen von bis zu 30 Prozent in den kommenden drei Jahren für möglich.

Der Dax gab zum Wochenschluss Gas und legte am Freitag ein Prozent auf 12.828,86 Punkte zu. Den deutschen Leitindex trennen damit nur noch rund 123 Punkte von seinem Rekordhoch, das Wochenplus betrug 1,9 Prozent. Der vierte Wochenzuwachs in Folge entspricht der längsten Gewinnserie seit einem guten halben Jahr. Der EuroStoxx gewann 0,9 Prozent auf 3594,85 Zähler. Beide Indizes verbuchten den besten September seit vier Jahren.

Die US-Indizes eilen schon seit Wochen von einem Höchststand zum nächsten. Am Freitag griffen die Anleger angesichts von Spekulationen auf weiter steigende Zinsen vor allem bei Finanzwerten zu. Kursgewinne bei Facebook trieben zudem Technologieaktien an. Der Dow-Jones-Index erhöhte sich um 0,1 Prozent auf 22.402 Punkte, der breiter gefasste S&P-500 um 0,3 Prozent auf 2519 Zähler und die Technologiebörse Nasdaq um 0,6 Prozent auf 6494 Stellen.

Von den Steuersenkungsplänen des US-Präsidenten Donald Trump seien aber keine Impulse für den Aktienmarkt zu erwarten, betonen die Analysten der Rabobank. "Es scheint unwahrscheinlich, dass sie das Wachstum dauerhaft beschleunigen. Außerdem sind die Erleichterungen für die Unternehmen weniger großzügig als bei vorangegangenen Trump-Vorschlägen."

Außerdem kämpfen Anleger mit den Nachwehen der Bundestagswahl. Da die Positionen der potenziellen Koalitionäre CDU/CSU, FDP und Grüne weit auseinander lägen, müsse mit langwierigen Verhandlungen gerechnet werden, sagt Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel. "Alle Beteiligten sind darauf angewiesen, zwecks Profilschärfung möglichst viele ihrer Standpunkte durchzusetzen und dürften zunächst wenig kompromissbereit sein. Lange Verhandlungen aber bedeuten Unsicherheit über Zuschnitt und Position der neuen Regierung, wodurch die Börsen tendenziell belastet werden."

Kummer bereitet Börsianern auch der Streit zwischen Nordkorea und den USA. "Eine militärische Eskalation halten wir weiterhin für sehr unwahrscheinlich – zum Glück", betont Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Weniger erfreulich ist, dass eine Lösung des Konflikts nur mit China möglich ist. Und solange China daran kein echtes Interesse hat, wird uns das Nordkorea-Risiko erhalten bleiben."

Bange Blicke richten Börsianer auch gen Spanien, wo die Katalanen über eine Abspaltung ihrer Region entscheiden. Die Zentralregierung will die aus ihrer Sicht verfassungswidrige Abstimmung verhindern. "Allerdings gibt es Hoffnung, dass sich die Lage nach dem Referendum etwas entspannen wird", sagt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. "Denn zumindest ein Teil der Regionalregierung scheint bereit, auf eine sofortige Unabhängigkeitserklärung zu verzichten und stattdessen auf das Gesprächsangebot Madrids einzugehen."

US-Arbeitsmarktdaten mit Spannung erwartet

Auf der Konjunkturseite richtet sich die Aufmerksamkeit auf die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag. Aus ihnen versuchen Investoren, Zeitpunkt und Tempo der erwarteten US-Zinserhöhungen herauszulesen. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Zahlen geben am Mittwoch die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP. Daneben stehen unter anderem die europäischen Einzelhandelsumsätze und die Auftragseingänge der deutschen Industrie auf dem Terminplan.

Unabhängig davon läuft in den USA die Bilanzsaison an: Unter anderem legen der Getränke-Hersteller Pepsi sowie Monsanto Geschäftszahlen vor. Für den der Saatgut-Anbieter ist es einer der letzten Quartalsberichte vor der Übernahme durch Bayer. 

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.