Sparbuch als Bremse

Der Sparefroh bringt derzeit nur wenig Zinsen.
Der Sparefroh bringt derzeit nur wenig Zinsen.(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die Hälfte der Österreicher hat ein Geldvermögen von weniger als 16.000 Euro. Das Festhalten am Sparbuch wird nicht empfohlen.

Wien. Die Hälfte der Österreicher hat nach Abzug der Schulden weniger als 16.000 Euro auf der hohen Kante liegen. Sie bilden die „Vermögensunterklasse“mit weniger als 30 Prozent des durchschnittlichen Nettogeldvermögens pro Kopf. Im Schnitt besitzen die Österreicher pro Kopf ein Finanzvermögen von 51.980 Euro netto − also Guthaben abzüglich Schulden. Das zeigt eine Studie der Allianz, die am Montag veröffentlicht wurde. Aus Sicht der Allianz-Versicherung ist das Festhalten am Sparbuch eine „Aufstiegsbremse“.

„Um in die Mittelklasse aufzusteigen, sind Veränderungen im individuellen Veranlagungsverhalten dringend notwendig“, meint Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz in Österreich.

Die „gläserne Decke“, die die untere Hälfte der Österreicher daran hindere, mit den anderen aufzuholen, wäre zu durchbrechen, wenn Österreicher „umsparen“ und sich nicht mehr so stark darauf verlassen, aus Arbeitseinkommen Ersparnisse zu bilden, sondern „ihr Geld für sich arbeiten lassen“. Laut Allianz-Studie gehört die Hälfte der Österreicher zur „Unterklasse“bei den Nettogeldvermögen, weitere 40 Prozent zur „Mittelklasse“mit Vermögen zwischen 15.590 Euro und 93.560 Euro. Nur zehn Prozent kommen auf mehr als 93.560 Euro pro Kopf, das sind 180 Prozent des Durchschnitts. An der Verteilung der drei Vermögensklassen hat sich in Österreich seit dem Jahr 2000 nichts verändert, auch wenn die Beträge seither gestiegen sind. Damals lagen die Schwellenwerte zwischen den Vermögensklassen bei 8.570 Euro und 51.420 Euro.

Österreich ist Schlusslicht

Aus der Studie geht weiters hervor, dass Österreich europaweites Schlusslicht bei den Renditen auf privates Geldvermögen sei. In Österreich sei die Rendite zwischen 2012 und 2015 nach Abzug der Inflation nur bei einem Prozent gelegen, weil heimische Sparer nach wie vor stark auf sicherheitsorientierte Veranlagungsformen wie Sparbücher setzen, erklärte auch der Fachverband der Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer am Montag.

Weltweit hat es hingegen seit dem Jahr 2000 eine große Verschiebung gegeben. Gehörten damals erst 450 Mio. Menschen zur „Vermögensmittelklasse“, so sind es nun eine Mrd. Menschen. Knapp 600 Mio. Menschen ist seither der Aufstieg aus der „Unterklasse“ gelungen, darunter 400 Mio. Menschen in China. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild Illustration 500 Euro Scheine Sparstrumpf in Muenchen Deutschland am 15 05 2016
Geld & Finanzen

Studie: Hälfte der Österreicher hat weniger als 16.000 Euro Geldvermögen

Das Festhalten am Sparbuch sei eine "Aufstiegsbremse". Österreich sei europaweites Schlusslicht bei den Renditen auf privates Geldvermögen.
THEMENBILD-PAKET: SPARPAKET/SPARBUCH/BANKEN/ZUKUNFTSVORSORGE
Geld & Finanzen

Österreicher lassen Geld am Konto verkommen

Die Österreicher halten starr an den Bankeinlagen fest. Aktien würden direkt vom Wachstum der Wirtschaft profitieren und unverändert attraktive Dividendenrenditen bieten, raten Experten der Allianz Invest.
Geld & Finanzen

Österreicher mit niedrigster Rendite

Studie. Die meisten Österreicher lassen ihr Ersparnisse am Bankkonto oder am Sparbuch liegen, daher schneiden sie im internationalen Vergleich bei der Rendite besonders schlecht ab.
FILE PHOTO: ECB President Draghi addresses a news conference at the ECB headquarters in Frankfurt
Österreich

Was die Geldschwemme für Sparer und Steuerzahler bedeutet

Die EZB bleibt bei der extrem lockeren Geldpolitik. Heißt: Sparer werden weiter gequält, der Staat kann sich günstig verschulden, und die Entlastung der Steuerzahler wird immer wichtiger.
Die Österreicher sparen gern. Aber nicht mehr nur auf dem Sparbuch.
Geld & Finanzen

Österreicher sparen weiter

Die Sparguthaben der Österreicher steigen auf 625 Mrd. Euro. Statt auf dem Sparbuch liegt das Geld aber immer öfter einfach auf dem Konto.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.