Sicher in die Zukunft

Versicherer entdecken wieder ihr Kerngeschäft

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THEMENBILD: PENSIONEN / PENSIONISTENAPA/BARBARA GINDL
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Die Niedrigzinsphase lässt die Attraktivität von Lebensversicherungen schwinden. Die Versicherer besinnen sich wieder auf ihr Kerngeschäft.

Lebensversicherungen zählen neben Bausparverträgen und Sparbüchern zu den liebsten Anlagevehikeln der Österreicher: Man kombiniert ein Sparprodukt mit einer Ablebensversicherung, zahlt regelmäßig ein und hat am Ende der meist mehrjährigen Laufzeit die Wahl, sich das angesparte Kapital auszahlen zu lassen oder es in eine Rente umzuwandeln.
In Hochzinsphasen freut das alle Beteiligten. Die Versicherungen verdienen an den Gebühren, der Staat an der vierprozentigen Versicherungssteuer, die Familie des Versicherungskunden ist im Todesfall abgesichert, und das Kapital des Anlegers ist nicht nur garantiert, er steigt im Idealfall noch mit einem fetten Gewinn aus.
In den vergangenen Jahren hat die Attraktivität von Lebensversicherungen jedoch ein wenig abgenommen: Im Vorjahr haben die Österreicher mit 6,04 Milliarden Euro knapp zehn Prozent weniger Prämien in Lebensversicherungen eingezahlt als 2015. Hauptgrund ist der Rückgang der Einmalprämien, die um mehr als ein Drittel auf 1,07 Milliarden Euro eingebrochen sind. Aber auch die laufenden Prämien sanken um 1,5 Prozent auf 4,97 Milliarden Euro. Ein Grund ist die Niedrigzinsphase.
Der Garantiezinssatz – das ist jener Zinssatz, den die Versicherungen ihren Kunden höchstens garantieren dürfen – liegt seit Anfang dieses Jahres für neue Verträge nur noch bei 0,5 Prozent. Zwar können die Erträge tatsächlich höher ausfallen, da es auch noch eine Gewinnbeteiligung gibt. Doch knabbern Steuern und Gebühren (Versicherungssteuer, Vermittlungsprovision, laufende Gebühren) den im Vergleich zu früheren Jahren kleineren Ertrag empfindlich an. Zudem wiegt ein wesentliches Argument für die Lebensversicherung nicht mehr so schwer: Erträge aus Lebensversicherungen sind von der 27,5-prozentigen Kapitalertragsteuer befreit. Das kann einen für die relativ hohen Gebühren entschädigen. Wenn aber die Erträge ohnehin mager sind, fällt das nicht mehr so stark ins Gewicht. Und derzeit winken eben nicht so hohe Erträge.

Garantie kostet auch Geld

Die garantierte Mindestverzinsung, wie es sie bei klassischen Lebensversicherungen meist gibt, gilt noch dazu nur für die Sparprämie – also Einzahlungen minus Steuern, Kosten- und Risikoanteilen. Da die Garantie auch Kosten verursacht, sind einige Versicherungen dazu übergegangen, Produkte ohne Mindestgarantie anzubieten. Das trifft freilich nicht ganz zu, denn immerhin werden Zinsen von null Prozent garantiert (was verhindern soll, dass die Erträge negativ ausfallen). Die Gewinnbeteiligung soll dafür höher ausfallen.
Zudem gibt es fondsgebundene Lebensversicherungen, über die in Fonds investiert wird, die der Anleger selbst aussuchen kann. Garantie für das veranlagte Kapital gibt es hier dafür keine. Wenn die Fonds nachgeben, können auch die Erträge ins Minus rutschen.
Ob ein solches Investment besser ist als der Kauf der Fondsanteile direkt, hängt von mehreren Faktoren ab. Die Versicherungslösung zahlt sich vor allem dann aus, wenn die Laufzeit entsprechend lang ist (dann ist Zeit genug, um die Gebühren hereinzuspielen) und die Erträge hoch sind (dann rechnet sich die KESt-Ersparnis).
In Hochzinsphasen wählten Personen, die viel Geld auf einmal zu veranlagen hatten und wussten, dass sie dieses in den nächsten Jahren nicht benötigen, die Versicherung als Alternative zu einem Fondsinvestment. Bei kurzfristigem Veranlagungshorizont zahlt das Direktinvestment meist mehr aus. Zudem kommt man bei der Versicherung nur noch dann in den Genuss der Kapitalertragsteuer-Befreiung und der vierprozentigen Versicherungssteuer (statt elf Prozent), wenn die Laufzeit 15 Jahre beträgt (oder zehn Jahre für ältere).

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