Kommunalkredit: Gewinn sinkt nach Einmaleffekt

Das Neugeschäft betrug bereits 635 Mio. Euro.
Das Neugeschäft betrug bereits 635 Mio. Euro.REUTERS
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Operativ konnte der Infrastrukturfinanzierer zulegen. Bankchef Steinbichler stellt Weichen für Nachfolge.

Wien. 2017 war das zweite Jahr der Kommunalkredit nach ihrem Neubeginn. Aus dem einstigen Financier österreichischer Gemeinden ist nach Privatisierung und Strategiewechsel ein europäischer Infrastrukturfinanzierer geworden. Und dieses Geschäftsmodell scheint auch durchaus aufzugehen, wie die am Mittwoch präsentierte Bilanz für 2017 zeigt.

So betrug das Neugeschäft bereits 635 Mio. Euro und lag damit über Plan, wie Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler mitteilte. Die Kundeneinlagen haben sich im Vorjahr sogar auf 644 Mio. Euro verdreifacht. Unter dem Strich musste zwar dennoch ein deutlicher Ergebnisrückgang von 49 auf 18,1 Mio. Euro hingenommen werden. Dieser sei allerdings durch Einmaleffekte im Jahr 2016 begründet und so auch erwartet worden, sagte Steinbichler. Damals hatte die Kommunalkredit nämlich 36,2 Mio. Euro an außerordentlichen Erträgen erzielt, weil sie eigene Anleihen zurückgekauft und die dafür einst erworbenen Zins-Swaps aufgelöst hatte.

Über 90 Prozent im Ausland

Geschäftlich tätig ist die Kommunalkredit inzwischen vor allem im europäischen Ausland. Nur noch rund 50 Mio. Euro des Neugeschäfts wurden in Österreich angebahnt. Grund dafür ist laut Steinbichler, dass in anderen Ländern die private Finanzierung öffentlicher Infrastruktur einfach gängiger ist. Vor allem sei das bei der Kommunalkredit inzwischen oft angewandte „Verfügbarkeitsmodell“ hierzulande vielen potenziellen Bauherren noch gar nicht bekannt. Dabei wird die Infrastruktur von einer privaten Gesellschaft gebaut und für eine gewisse Zeit auch betrieben, Eigentümer ist dennoch von Anfang an die öffentliche Hand. Diese zahlt dafür jährliche Raten. Sämtliche Risken – etwa hinsichtlich Bauverzögerungen – werden dabei von der privaten Gesellschaft getragen.

Dieses Modell sorge nicht nur dafür, dass Probleme wie beim Berliner Flughafen für die Öffentlichkeit leichter zu verdauen seien, so Steinbichler. Sie führe auch dazu, dass manche Projekte, die aufgrund der Maastricht-Restriktionen nicht möglich wären, umgesetzt werden können. Da die Vertragsgestaltung relativ kompliziert ist, ist die Kommunalkredit hier auch stark in der Beratung tätig.

Die Neuprojekte sollen zum Großteil jedoch nicht in der Bilanz gehalten werden, sondern an Investoren wie Fonds weitergegeben werden. 2017 hat die Kommunalkredit bereits Projekte im Wert von 373,2 Mio. Euro an Investoren weitergereicht.

Mit Erreichen des 65. Lebensjahrs hat Steinbichler auch die Weichen für seine Nachfolge gestellt. So hat der Aufsichtsrat Bernd Fislage als Ko-CEO bestellt. Der ehemalige Manager der Deutschen Bank ist seit dem Februar 2017 im Vorstand der Kommunalkredit. Steinbichlers Vertrag läuft bis Ende 2018. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2018)

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