KMU sollen an die Börse

Löger will Kapitalmarkt fördern.
Löger will Kapitalmarkt fördern.(c) APA/HANS PUNZ
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Der sogenannte Dritte Markt soll nach Jahren des Stillstands wiederbelebt werden, damit KMU auf den Kapitalmarkt gehen.

Wien. Die Regierung macht Ernst mit ihrem Plan, dem heimischen Kapitalmarkt wieder Leben einzuhauchen. Als ersten Schritt will man Klein- und Mittelbetrieben (KMU) wieder die Möglichkeit verschaffen, die eigenen Aktien handelbar zu machen und auf dem Kapitalmarkt Geld aufzunehmen. „Die Nachfrage bei den KMU ist enorm hoch. Ein gutes Dutzend Unternehmen haben ihr Interesse bei der Wiener Börse deponiert und wollen diesen Weg der Kapitalbeschaffung gehen“, sagt Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP).

Der Weg auf den Kapitalmarkt war für die Klein- und Mittelbetriebe in den vergangenen Jahren de facto versperrt. Auf dem sogenannten Dritten Markt der Wiener Börse, auf dem sie als Einsteiger landen sollten, tut sich seit Langem nur wenig. Der Grund ist ein formaler. In den großen, streng geregelten Segmenten der Börse werden überwiegend Namensaktien gehandelt. Heißt: Die Inhaber eines jeden Papiers sind erfasst. Das hat auch Relevanz für die Bekämpfung von Geldwäsche.

So ein Namensregister ist für kleine und wenig reglementierte Segmente wie den Dritten Markt aber zu aufwendig. Dort wurden ursprünglich vor allem Inhaberpapiere gehandelt, also Aktien, deren Besitzer in der Regel nicht namentlich erfasst sind. Bis 2011 ging das gut. Dann schob die OECD dem Treiben einen Riegel vor. Zur Bekämpfung der Geldwäsche. Allerdings: Seit mittlerweile drei Jahren hat man in Deutschland eine neue Lösung für Aktien von Klein- und Mittelbetrieben gefunden.

Und diese Lösung will die Regierung jetzt auch für Wien umsetzen. Konkret sollen die Besitzverhältnisse von Aktien über eine sogenannte Sammelurkunde dokumentiert werden, die bei der Kontrollbank hinterlegt ist. So würde man die geltenden Geldwäschebestimmungen einhalten, weil die Besitzverhältnisse eines jeden Papieres nachvollziehbar wären. „Für uns ist es wichtig, den Stillstand beim Einstiegssegment der Börse zu beenden. Um es in der Sprache des Sports zu sagen: Wir machen aktuell keine Jugendarbeit an der Börse. Das muss sich ändern“, heißt es dazu aus dem Finanzministerium.

Abwanderung stoppen

Weil die nun angedachte Lösung in Deutschland bereits umgesetzt wurde, sind einige heimische Mittelständler in den vergangenen Jahren dort an die Börse gegangen. Aber in Zukunft soll es auch in Österreich wieder möglich sein, Inhaberpapiere auf dem Dritten Markt zu handeln. „Abwanderungen dieser Art wollen wir künftig gegensteuern und den KMU eine starke Alternative in Österreich bieten“, so Löger. Die Gesetzesnovelle soll noch heuer beschlossen werden. Die Belebung des Dritten Marktes ist Teil des Regierungsprogramms. An der Wiener Börse zeigt man sich entzückt: „Dieses Bekenntnis bedeutet eine Rückkehr zum europäischen Normalzustand. Damit können sich auch mittelständische Unternehmen wieder der Börse zuwenden“, sagt Börse-Chef Christoph Boschan. Man habe bereits ein „attraktives Angebot“ für Unternehmen in der Schublade. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2018)

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