Studie: Milliardenrisiko bei Banken

In Italien wurde die Bank Monte dei Paschi di Siena vor dem Kollaps gerettet.
In Italien wurde die Bank Monte dei Paschi di Siena vor dem Kollaps gerettet.(c) APA/AFP/GIUSEPPE CACACE
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Europas Großbanken sitzen noch immer auf einem riesigen Berg von Problemkrediten. Besonders schlimm ist die Lage in Italien.

Frankfurt/Wien. Vor zehn Jahren begann mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die schwerste Weltwirtschaftskrise seit den 1930er-Jahren. In den USA und in Europa wurden seitdem zahlreiche Reformen zur Stabilisierung der Finanzbranche eingeleitet. Dennoch sitzen Europas Banken noch immer auf einem riesigen Berg von Problemkrediten. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat dazu am Montag eine Studie veröffentlicht. Darin wurden die 76 größten, systemrelevanten Banken in der Eurozone unter die Lupe genommen. Diese halten rund drei Viertel aller notleidenden Kredite in Europa, was einem Volumen von 566 Milliarden Euro entspricht.

Bei mehr als zehn Prozent dieser Großbanken ist jeweils über ein Viertel ihres Kreditvolumens ausfallgefährdet. Das bedeutet, dass hier das Risiko einer Schieflage besonders hoch ist. „Schon die Insolvenz von zwei oder drei Großbanken könnte den Finanzsektor der Eurozone destabilisieren“, warnt Markus Demary, Finanzmarktexperte des IW.

Schlimm ist die Lage in Italien. Dort halten die Banken Problemkredite im Wert von 188,9 Milliarden Euro. In Spanien sind es 99,5 Milliarden Euro, gefolgt von Frankreich (85,3 Milliarden Euro), Griechenland (52,0 Milliarden Euro) und Deutschland (48,1 Milliarden Euro).

„Im Fall einer erneuten Krise könnten die faulen Kredite vor allem Griechenland, Italien und Zypern vor große Probleme stellen“, heißt es in der Studie. Denn in Griechenland und Zypern sind jeweils mehr als ein Viertel aller Kredite notleidend. In Italien gilt Ähnliches für drei der 13 untersuchten Großbanken.

EU-Pläne sorgen für Ärger

Trotz Skepsis will die EU bis 2024 sukzessive ein europäisches Einlagensicherungssystem einführen. Dann müssten notfalls deutsche und österreichische Sparer bei Bankenpleiten in Italien oder in Griechenland einspringen. Um solche Umverteilungen zwischen den EU-Staaten zu verhindern, wäre es sinnvoll, dass der Anteil der faulen Kredite bis 2024 bei allen Banken auf rund drei Prozent ihres Kreditvolumens gesenkt wird. In einem solchen Szenario müsste man jedoch laut IW-Studie in der Eurozone rund 345 Milliarden Euro in die Rekapitalisierung der Banken stecken. Für Staaten wie Zypern oder Griechenland wäre dies allerdings nicht zu bewältigen, heißt es. (höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2018)

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