Analysten: „Immoaktien noch stark unterbewertet“

(c) Clemens Fabry
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Die Aktien von Immofinanz, Conwert und Co. sind seit 2009 stark gestiegen. Das dürfte so weitergehen.

Wien (ker). Die an der Wiener Börse notierte Immobilienfirma Atrium European Real Estate(vormals Meinl European Land) konnte die Investoren mit ihren Geschäftszahlen für 2009 nicht überzeugen. Sie schrieb weiter rote Zahlen, halbierte aber den Verlust auf 449 Mio. Euro im Vergleich zu 2008. Die Anleger zeigten sich dennoch enttäuscht, der Aktienkurs nahm am Montag deutlich ab.

„Positiv ist jedoch, dass es im vierten Quartal keine Abwertungen für existierende Immobilien gab. Das ist ein gutes Zeichen, auch für die anderen österreichischen Immofirmen“, sagt Unicredit-Marktbeobachter Alexander Hodosi.

„Wir sind für die Immoaktien absolut positiv eingestellt. Die Aktienkurse liegen derzeit weit unter dem Net Asset Value (NAV) der einzelnen Firmen (der NAV gibt den Wert des Immobilienvermögens der jeweiligen Unternehmen an, Anm.)“, sagt Hodosi. Im Vergleich zum europäischen Immobiliensektor seien die österreichischen Firmen stark unterbewertet. Da werde es bald eine Annäherung geben.

„Anleger sind noch misstrauisch“

Mit Immoaktien hätte man im vergangenen Jahr kräftig verdienen können. Der Immobilien-ATX, der die wichtigsten Immobilienfirmen der Wiener Börse abdeckt, legte von Jänner 2009 bis Oktober um 250 Prozent zu. Seither ging es mit dem Index aber stetig bergab.

„Die Immobilienfirmen haben dennoch großes Potenzial. Sie sind noch klar unterbewertet. Das liegt daran, dass Investoren noch immer misstrauisch sind wegen ehemaliger Vorkommnisse bei Meinl European Land oder der Immofinanz“, sagt Reinhard Ebenauer, Analyst der Raiffeisen Centrobank (RCB). Es gebe bereits positive Indizien, dass sich die Lage auf dem Immobilienmarkt nachhaltig verbessert, vor allem in Osteuropa. Als Beispiel führt er das Einkaufszentrum von Immoeast in Moskau an. „Mehr als 75 Prozent davon sind bereits vermietet.“

Ganz oben auf der Empfehlungsliste des RCB-Analysten steht jedoch die Aktie von Conwert: „Für Conwert ist das Marktumfeld ideal. Das Unternehmen konzentriert sich auf Wohnimmobilien in großen Städten wie Wien. Die Vermietung ist stabil, die Nachfrage ist groß.“

Gernot Jany, Immobilienexperte der Erste Bank, empfiehlt die Aktie von Eco Business-Immobilien: „Das Unternehmen hat für 2010 eine Dividende in Aussicht gestellt. Und es ist auf der Suche nach einem strategischen Partner, was eine Übernahmefantasie auslösen könnte. Diese Umstände sind für den Aktienkurs besonders günstig“, so Jany.

Hodosi favorisiert die Immofinanz. „Durch eine erfolgreiche Fusion mit der Immoeast wird die Immofinanz ihre Stellung als größtes Immobilienunternehmen in Österreich ausbauen. Sie wird aufgrund ihrer Marktkapitalisierung und der damit verbundenen Liquidität als Erste von der verbesserten Lage in Osteuropa profitieren.“

AUF EINEN BLICK

Die Aktien heimischer Immobilienfirmen haben noch viel Potenzial nach oben. Im europäischen Vergleich seien sie noch stark unterbewertet, zeigen sich Marktbeobachter langfristig optimistisch. Enttäuscht waren die Anleger jedoch von den Vorjahresgeschäftszahlen der Atrium Europe Real Estate. Sie schrieb einen Verlust von 449 Mio. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2010)

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