Mediamarkt/Saturn: Ein Elektroriese kommt ins Schwitzen

Mediamarkt sträubte sich anfangs gegen Online und verpasste den Frühstart.
Mediamarkt sträubte sich anfangs gegen Online und verpasste den Frühstart.(c) REUTERS (Yves Herman)
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Mediamarkt und Saturn war der Sommer zu heiß – die Erklärung ist der Mutter Ceconomy für eine Gewinnwarnung recht. Machtkämpfe und Strategiefehler sind das wahre Problem.

Wien. Ende Dezember machte die Aktie des europäischen Elektrohändlers Ceconomy plötzlich einen Sprung. Nicht, weil das Weihnachtsgeschäft bei seinen bekannten Töchterunternehmen Saturn und Mediamarkt so gut gelaufen wäre. Der harte Preiskampf hatte ihren Umsatz und Gewinn ganz im Gegenteil im wichtigsten Geschäftsquartal – auch für Chef Pieter Haas überraschend – einbrechen lassen.

Grund für die Zuversicht zum Jahreswechsel war der Tod des Mediamarkt-Mitgründers Erich Kellerhals. Der streitbare Minderheitsaktionär hatte mit dem Unternehmen jahrelang um die Geschäftspolitik und seinen Einfluss auf diese gerungen – öffentlich und auch vor Gericht. Jetzt wartete alles darauf, dass sich die Erben des Milliardärs auszahlen lassen und das Kriegsbeil begraben würden. Bis heute ist das trotz angeblich fortlaufender Gespräche nicht gelungen. Und die Ceconomy-Aktie, die zum Jahreswechsel ihr mehrjähriges Hoch bei 13,32 Euro verzeichnete, war am Mittwoch nicht einmal die Hälfte wert.

Jüngstes Problem laut Haas: Der Hitzesommer. Das ungewöhnliche heiße Wetter im Juli und August hätte die Kunden von den Geschäften fern gehalten und zu einem „erheblichen Umsatz- und Ergebnisdruck“ geführt. Vor allem im deutschen Heimmarkt lief es gar nicht gut. Daher dürfte sich der operative Gewinn (Ebit) anders als bisher erwartet nicht im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern, sondern im Vergleich zum Vorjahr fallen – konkret von 494 Mio. Euro auf eine geschätzte Größe zwischen 460 und 490 Mio. Euro. Haas' Gewinnwarnung, die er am Dienstagabend nach Börsenschluss herausgegeben hatte, ließ die Ceconomy-Aktie am Mittwoch zeitweise um neun Prozent fallen. Zu Redaktionsschluss notierte sie bei 6,50 Euro.

Die Wahrheit ist: Der heiße Sommer bringt die tieferliegenden Probleme bei Mediamarkt/Saturn zum Vorschein. Für den Riesen mit 22,2 Mrd. Euro Umsatz (2016/17) und rund 1000 Geschäften in Europa und der Türkei läuft es seit Jahren nicht so rund – vor allem seit die Konkurrenz im Internet Waschmaschinen und Fernseher auf Mausklick liefert. Mediamarkt/Saturn sträubten sich lange gegen Onlineshops, die völlige Preistransparenz sei gefährlich. Man verpasste den Frühstart.

Einen Befreiungsschlag sollte die – von Gründer Kellerhals bekämpfte – Aufspaltung der Ex-Mutter Metro bringen. Seit Juli 2017 gibt es statt eines riesigen Konzerns die Ceconomy-Holding für Elektronik und den reinen Lebensmittelhändler Metro. Davor sei die Struktur behäbig, die Synergie zwischen Elektronik und Essen so gut wie nicht vorhanden gewesen, hieß es. Jetzt sollten beide einzeln frisch durchstarten.

Viele Vorsätze, wenig Zeit

Das funktionierte offenbar nicht blendend. Strategische Initiativen wurden nicht schnell genug umgesetzt und die Herausforderungen unterschätzt, sagten die Ceconomy-Vorstände am Mittwoch. Haas hat viele gute Vorsätze: Er will das Onlinegeschäft ausbauen und besser mit den Filialen verknüpfen, Kosten reduzieren, Logistik und Verwaltung verschlanken – und natürlich eine Lösung mit den Kellerhals' finden.

Aber er brauche Zeit. Der derzeitige Plan sieht drei bis fünf Jahre für die Mittelfrist-Ziele vor. Ob Haas den Spielraum bekommt, ist fraglich. Druck macht längst nicht nur der Kellerhals-Clan. Der größte Aktionär heißt mittlerweile Haniel, hält fast ein Viertel an der Firma und ist vom Sinkflug der Aktie gar nicht angetan. Haniel stellte Anfang September einen Ausstieg in den Raum. Macht er ernst, hätte Haas ganz andere Probleme. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2018)

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