Deutsche Bank: Hoffnungsschimmer nach langer Durststrecke

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GERMANY-FINANCE-EARNINGS-DEUTSCHE-BANKAPA/AFP/DANIEL ROLAND
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Die Deutsche Bank hat nach drei Verlustjahren im Jahr 2018 einen Gewinn von 341 Millionen Euro geschafft.

Die Deutsche Bank hat 2018 einen kleinen Gewinn geschafft - nach drei Verlustjahren hintereinander. Wie das größte deutsche Geldhaus am Freitag in Frankfurt mitteilte, lag das Ergebnis unter dem Strich bei 341 Millionen Euro.

Hätten die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die imageschädigenden Fernsehbilder der Geldwäsche-Razzia im November dem Institut nicht das Schlussquartal verhagelt, wäre womöglich sogar noch mehr drin gewesen. 2017 hatte die Deutsche Bank einen Verlust von 735 Mio. Euro geschrieben.

Um 13 Uhr notierte die Aktie der Deutschen Bank bei einem Minus von 3,40 Prozent.

(c) Bloomberg

Der seit gut zehn Monaten amtierende Vorstandschef Christian Sewing gab sich zuversichtlich: "Die Rückkehr in die Gewinnzone zeigt, dass die Deutsche Bank auf dem richtigen Weg ist." Das Institut sei allerdings "noch lange nicht" dort, wo es sein wolle. Nun gehe es darum, die nächsten Schritte zu tun und die Bank nach dem Abbau Tausender Stellen und dem Rückzug aus weniger rentablen Geschäften etwa in den USA endlich wieder auf Wachstum zu trimmen: "Wir werden 2019 die Kosten weiter senken und gleichzeitig in Wachstum investieren. So werden wir unsere Profitabilität auch über das laufende Jahr hinaus substanziell steigern." 2018 sanken die Einnahmen um 4 Prozent auf 25,3 Mrd. Euro.

Einen konkreten Ausblick auf Erträge und Gewinn im laufenden Jahr wagte Sewing nicht. Der Stellenabbau - bis Ende des Jahres soll es deutlich weniger als 90.000 Deutschbanker geben - laufe planmäßig. Auch auf der Kostenseite sieht Sewing Erfolge und wird etwas ehrgeiziger. Heuer sollen sie auf 21,8 Mrd. Euro sinken. 2018 lagen die bereinigten Kosten bei rund 22,8 Mrd. Euro und damit leicht unterhalb der Zielmarke von 23 Milliarden.

Die leidgeprüften Aktionäre sollen eine stabile Dividende von 11 Cent je Aktie bekommen. In den vergangenen Jahren hatte das Institut den Anteilseignern jeweils lediglich eine magere Pflichtdividende ausgeschüttet. An der Börse gab die im deutschen Leitindex Dax notierte Aktie im frühen Handel um gut zwei Prozent nach, nachdem sie am Donnerstag noch um fast vier Prozent in die Knie gegangen war. Der Kurs ist seit Monaten unter Druck, Ende Dezember war mit 6,68 Euro der bisherige Tiefststand erreicht.

Wie andere große Institute litt die Deutsche Bank im vierten Quartal unter den Turbulenzen an den Finanzmärkten, rutschte deshalb aber im Gegensatz zu den wichtigsten US-Konkurrenten sogar in die roten Zahlen. Das Minus belief sich auf netto 409 Millionen Euro. Vor allem der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren - einst die Paradedisziplin der Deutschen Bank - schwächelte. Hier brachen die Erträge um 23 Prozent auf 786 Mio. Euro ein.

Einbußen im Investmentbanking

Das Investmentbanking insgesamt, das neben dem Handel auch das Beratungsgeschäft bei Fusionen und Übernahmen und die Begleitung von Kunden etwa bei Börsengängen umfasst, musste im Gesamtjahr deutliche Einbußen hinnehmen. Die Erträge sanken um mehr als eine Milliarde auf rund 13 Mrd. Euro. Vor Steuern blieben davon nur 530 Millionen Euro übrig. 2017 hatte das Vorsteuerergebnis noch bei 1,1 Milliarden Euro gelegen.

Auch in der Vermögensverwaltung - hauptsächlich verbirgt sich dahinter die im vergangenen Frühjahr an die Börse gebrachte Fondsgesellschaft DWS - lief es nicht rund für die Deutsche Bank. Hier halbierte sich das Ergebnis auf 367 Millionen Euro. Das Privat- und Firmenkundengeschäft, in dem auch die Postbank enthalten ist, konnte hingegen die Erträge stabil halten und beim Ergebnis sogar von 465 auf 829 Mio. Euro zulegen.

Zu einer möglichen Fusion seines Hauses mit einer anderen Bank, über die seit langem spekuliert wird, hielt sich Sewing bedeckt. Er habe einen Plan für die Bank, den er konsequent abarbeite. Er sei sehr zuversichtlich, dass es 2019 weitere Fortschritte geben werde. "Und über den Rest spekulieren wir nicht und kommentieren das nicht." Er könne auch keinen politischen Druck ausmachen, sagte er dem Nachrichtensender n-tv: "Ich fühle das nicht. Und es ist auch kein Eingreifen." Er freue sich, "dass wir ein Finanzministerium haben, das sich um den Finanzstandort Deutschland wirklich kümmert - sich Gedanken macht. Denn die Bankenindustrie ist enorm wichtig, insbesondere für die deutsche Wirtschaft."

Eine Fusion zwischen der Deutschen Bank mit einem anderen Geldhaus - sei es der heimische Konkurrent Commerzbank oder ein europäisches Kreditinstitut - wird nach Einschätzung von Insidern immer wahrscheinlicher. Die Analyse der Situation habe sich bei den Banken, bei Analysten, einigen Anteilseignern und im Finanzministerium in Berlin zuletzt deutlich geändert, hatte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Donnerstag zu Reuters gesagt. Vor wenigen Monaten noch habe man gedacht, die Banken hätten mehr Zeit, ihre Hausaufgaben zu machen. Das werde jetzt nicht mehr so gesehen. Die Entscheidung müsse schneller fallen.

Die Deutsche Bank kommt seit Jahren nicht aus der Krise. 2015 hatte der damalige Vorstandschef John Cryan, der im vergangenen April seinen Hut nehmen musste, einen Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro gemeldet. 2016 lag das Minus dann wegen einer Milliardenstrafe in den USA bei 1,4 Milliarden Euro. 2017 hatte die US-Steuerreform, die bei der Deutschen Bank zu einer Milliarden-Belastung geführt hatte, einen Gewinn verhindert. Ohne diesen Gegenwind hätte Cryan ein positives Ergebnis in Höhe von 900 Mio. Euro einfahren können.

(APA/Reuters)

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