Kryptowährung. Der Kurs ist am Wochenende auf fast 9000 Dollar gestiegen. Ein spezifischer Mechanismus ist schuld.
Wien. Die Kryptowährung Bitcoin hat zum Wochenstart ihren jüngsten Höhenflug fortgesetzt. Am Montagmorgen wurde ein Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp zuletzt bei etwas mehr als 8700 US-Dollar und damit rund sieben Prozent höher als noch am Freitag gehandelt. Damit baute der Bitcoin die Gewinne der vergangenen Monate aus und stieg auf den höchsten Stand seit etwas mehr als einem Jahr. Seit Ende 2018 legte der Kurs um rund 130 Prozent zu.
Bitcoin-Experte Timo Emden von Emden Research sieht in dem vergleichsweise geringen Handelsvolumen über das Wochenende einen möglichen Grund für die Rallye zum Wochenstart. Plötzliche Preisaufschläge seien dann keine Seltenheit. Zudem könnte es sein, dass Anleger rund ein Jahr vor der nächsten anstehenden Halbierung der Ausschüttung von Bitcoins bei der Produktion, dem sogenannten Mining der Kryptowährung, wieder stärker investieren.
Das Halving im Blick
„Anleger legen derzeit eine gewisse Torschlusspanik an den Tag“, schrieb Emden in einer Kurzstudie. Grund dafür sei das sogenannte Halving. Dieses wurde beim Bitcoin im Gegensatz zu den meisten anderen Kryptowährungen bereits mit der Erfindung vor zehn Jahren mit in den Code eingebaut. Durch diesen Mechanismus wird die Belohnung für das Bereitstellen von Rechenleistung, um Bitcoin-Transaktionen zu bearbeiten und zu verifizieren, in regelmäßigen Abständen halbiert.
Damit soll das Wachstum der Währung kontrolliert werden. Von den auf 21 Millionen Stück limitierten Bitcoins wurden durch das Schürfen bereits 17,6 Millionen geschaffen. Nach dem nächsten anstehenden Halving (es findet alle vier Jahre statt), das für Ende Mai 2020 erwartet wird, wird das Bereitstellen der Rechenleistung nur noch mit 6,25 Bitcoins entlohnt – statt wie derzeit mit 12,5 Bitcoins. 2009 haben Schürfer noch 50 Bitcoins erhalten.
Über das Wochenende gab es keine neuen Gründe für den Preisanstieg, einige positive Nachrichten aus der Vorwoche dürften aber weiter für eine Unterstützung des Preises sorgen: So hat etwa das weltgrößte Telekommunikationsunternehmen, AT&T, mitgeteilt, dass seine Kunden ab sofort Bitcoin als Bezahlungsmethode anbieten können. Auch wurden weitere Details zum Kryptowährungsprojekt von Facebook genannt.
Die stärkste Bitcoin-Rallye fand 2017 statt – binnen weniger Monate stieg der Preis von 3000 auf 20.000 Dollar. (ag./est)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2019)