Constantia Packaging: Kleinanleger wollen mehr

Constantia Packaging Kleinanleger wollen
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Ein Preis von bis zu 60 Euro entspricht der guten Performance des Unternehmens, sagt Wilhelm Rasinger. Constantia Packaging hat die Krise gut überstanden und im ersten Quartal sehr gute Zahlen präsentiert.

Wien.Die noch verbliebenen Streubesitzaktionäre des Verpackungsunternehmens Constantia Packaging (CP), die nun per Gesellschafterausschluss (Squeeze-out) abgefunden werden sollen, geben sich kämpferisch. Sie wollen mehr als das am Dienstag veröffentliche Abfindungsangebot von 47 Euro je Aktie. Die Hauptversammlung am 24. August, bei der der Squeeze-out beschlossen werden dürfte, wird daher ein rechtliches Nachspiel haben. Sowohl Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbandes der Anleger (IVA), als auch Investor Alexander Proschofsky kündigen im Gespräch mit der „Presse“ an, ein Überprüfungsverfahren beim Handelsgericht anstrengen zu wollen.

„Die Constantia Packaging ist ein solides Unternehmen, das die Krise gut überstanden und im ersten Quartal sehr gute Zahlen präsentiert hat“, begründet Rasinger seine Forderung nach Aufstockung der Abfindung. Der Verkauf der CP an den Finanzinvestor OEP sei zudem nicht erfolgt, weil die CP so schlecht dastehe, sondern, weil die ehemalige Eigentümerin, die von der Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac kontrollierte Constantia BV, Geld für den Vergleich mit der Immofinanz brauchte. Die erste Enttäuschung für die Anleger sei der Ausfall der Dividende für 2009 gewesen, nun folge die zweite Enttäuschung.

Rasinger hält einen Preis „gegen 60 Euro“ für durchaus angemessen. Das würde bedeuten, dass die OEP 85,68 statt 67,116 Mio. Euro hinblättern muss. Proschofsky will sich noch nicht festlegen. Allerdings räumt er ein, dass die CP 2009 einen Gewinn je Aktie von 4,46Euro gemacht habe und heuer über fünf Euro kommen werde. Bei einem Preis von 47 Euro ergäbe das ein Kurs-Gewinn-Verhältnis im einstelligen Bereich – „kaum ein Unternehmen an der Wiener Börse ist so unterbewertet“.

Die CP-Aktie ist am Dienstag gleich nach der Veröffentlichung des Abfindungspreises auf ein 52-Wochen-Hoch von 47,50 geschossen. Am Mittwoch pendelte das Papier, das seit dem Tief im März 2009 von 15,084Euro den Wert verdreifacht hat, knapp unter 47 Euro.

Querelen um Squeeze-out-Offerte sind keine Seltenheit. Auch bei der Bank Austria, bei Böhler-Uddeholm und zuletzt bei der AUA kämpften die Kleinaktionäre um höhere Preise. Bei der Bank Austria ist das Verfahren noch anhängig, und zwar in Österreich, wie der OGH im März entschieden hat.

Zukauf in Spanien

Die CP hat in der Sparte „Flexible Verpackung“ in Spanien zugekauft. Die EU-Kommission hat die Übernahme der Tobepal genehmigt. Das Unternehmen, das zum australischen Amcor-Konzern gehört, betreibt zwei Werke und hat zuletzt mit 488 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 100 Mio. Euro erzielt. Tobepal ist auf flexible Verpackungen für Pharmaprodukte, Lebensmittel und Haushaltswaren spezialisiert.

Auf einen Blick

■Die Kleinanleger der Constantia Packaging fordern beim Gesellschafterausschluss einen höheren Abfindungspreis als die gebotenen 47 Euro. IVA-Präsident Wilhelm Rasinger und Investor Alexander Proschofsky kündigen an, ein Überprüfungsverfahren beim Handelsgericht anstrengen zu wollen. Das Verpackungsunternehmen sei viel mehr wert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2010)

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