Gewinnwarnung der A-Tec: Anleger fürchten Totalverlust

Nach Gewinnwarnung ATec fuerchten
Nach Gewinnwarnung ATec fuerchten(c) APA (HELMUT FOHRINGER)
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Die Gewinnwarnung ist die jüngste Hiobsbotschaft von der zuletzt an Negativmeldungen nicht gerade armen A-Tec. Der Mischkonzern wird heuer mit 27 Mio. Euro in die roten Zahlen rutschen.

[Wien]Ursprünglich wurde ein Betriebsergebnis (Ebit) von plus 80 Mio. Euro anvisiert. Der Grund sind Kostenüberschreitungen bei einem Kraftwerksprojekt in Australien, die viel höher liegen als zu Jahresmitte bekanntgegeben („Die Presse“ berichtete am 13. Oktober).

Auch wenn Konzernchef Kovats sogar in der Gewinnwarnung versuchte, gute Stimmung zu machen, indem er das Australien-Desaster als einmalig bezeichnete und neue Projekte für die Sparte Anlagenbau (AE&E) ankündigte: Die Lage der A-Tec ist extrem angespannt. Am 2. November muss der Konzern, der mit 12.000 Mitarbeitern heuer 2,7 Mrd. Euro umsetzen wird, eine Anleihe mit ausstehenden 91 Mio. Euro bedienen– aber die Refinanzierung ist völlig offen.

Die Gewinnwarnung hat die A-Tec-Aktie am Freitag wieder auf Talfahrt geschickt: Das Papier, das zuletzt in einer Bandbreite zwischen 5,80 und 7,20 Euro schwankte, ist um 6,5 Prozent auf 6,09 Euro abgestürzt. Die Handelsvolumina sind groß, was auf große Nervosität und Angst hindeutet.

Noch höhere Kosten in Australien

Die Gewinnwarnung kommt wegen der Refinanzierungspläne zeitlich ungünstig, meint RCB-Analyst Bernhard Selinger zur „Presse“. Zumal der Konzern beim Australien-Projekt noch mit Kostenüberschreitungen zu kämpfen hat: „Es besteht die Gefahr, dass es auch bei anderen Aufträgen Probleme gibt“, sagt Selinger.

Ein böser Spruch des Investors Warren Buffet – „es ist selten nur eine Schabe in der Küche“ – spiegle die Einschätzung der Lage der A-Tec gut wider, wird in Analystenkreisen geätzt.

Erste-Bank-Analyst Gerald Walek zeigt sich über die Gewinnwarnung nicht überrascht: „Der Negativtrend hat sich schon im ersten Halbjahr abgezeichnet.“ Auch wenn Kovats als „Steher“ gilt, der schon andere heikle Situationen gemeistert hat, ist Walek skeptisch: Er hat die A-Tec-Aktie auf „Sell“ gestuft und wird das Kursziel, das derzeit bei 6,30 Euro liegt, weiter senken. Die RCB überarbeitet gerade ihre Empfehlung und das Kursziel.

Verkaufen, halten oder die Gunst der Stunde nützen und zukaufen? Diese Frage sei nur schwer zu beantworten. Selinger meint, dass man abwarten sollte, was am 2. November passiert. Da ist nicht nur die Anleihe fällig, es werden auch die Neunmonatszahlen veröffentlicht. Walek neigt zum Ausstieg: „Das Risiko ist groß, dass es zu einem Totalverlust des Investments kommt.“

Kovats ließ vor wenigen Tagen wissen, dass er in London sei, um Investoren für eine neue Anleihe oder eine andere „optimale Finanzierungsvariante“ zu finden.

Er muss sich im Ausland umsehen, weil ihm die heimischen Banken dem Vernehmen nach die kalte Schulter zeigen – ebenso wie österreichische Investoren und Privatanleger. Mangels Interesse musste die A-Tec einen ersten Versuch einer Anleihe im Juli absagen.

Ein neuerlicher Anlauf bei institutionellen Investoren (Bookbuilding) soll in der vergangenen Woche ebenfalls gefloppt sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2010)

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