Investmentbanking belastet viele Großbanken im dritten Quartal

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Am Mittwoch gab die Deutsche Bank einen Verlust bekannt. Der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Währungen und Aktien erlebte wegen der Krise eine Flaute. Zudem gingen die Emissionen von Aktien zurück.

Wien. Ein Resümee kann man bereits aus der Berichtssaison für das dritte Quartal ziehen: Viele Großbanken sorgen nicht gerade für Euphorie unter den Investoren. Am Mittwoch gab die Deutsche Bank einen Verlust bekannt.

Damit war sie aber noch eine der positiven Erscheinungen in der Bankenlandschaft. Denn der Verlust von 1,2 Mrd. Euro kam deswegen zustande, weil die Deutsche Bank eine Abschreibung von 2,3 Mrd. Euro für die geplante Übernahme der Postbank vornahm. Ohne diesen Effekt hätte der deutsche Branchenprimus einen Quartalsgewinn von 1,1 Mrd. Euro geschrieben.

Anders ist etwa das Bild bei der Schweizer Großbank UBS. Die schrieb zwar auf dem Papier einen Gewinn von 1,66 Mrd. Franken (1,2 Mrd. Euro). Die Hälfte davon verdankt sie aber einer Steuergutschrift. Der Vergleich zwischen Deutscher Bank und UBS ist in der Tat interessant, vor allem, was das Investmentbanking betrifft.

Der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Währungen und Aktien erlebte wegen der Staatsschuldenkrise eine Flaute. Zudem gingen die Emissionen von Aktien zurück, wodurch die Banken auch beim Emissionsgeschäft weniger verdienten. Die meisten Institute, die stark vom Investmentbanking abhängig sind, wurden dadurch teilweise schwer belastet.

Die Investmentbank der UBS schrieb etwa einen Verlust von gut 400 Mio. Franken (rund 293 Mio. Euro). Ihr Schweizer Rivale, die Credit Suisse, musste beim Handelsgeschäft einen Rückgang von mehr als 40 Prozent verkraften. Die US-Investmentbank Morgan Stanley rutschte durch das schwierige Marktumfeld in die roten Zahlen.

Im Investmentbanking top

Im Gegensatz zu diesen großen Rivalen hielt sich die Deutsche Bank noch sehr gut. Sie gilt als absoluter Spezialist im Handel mit Anleihen und Währungen. So sehr, dass das Investmentbanking auch im dritten Quartal wieder die mit Abstand wichtigste Stütze war und 1,1 Mrd. Euro Gewinn (vor Steuern) bzw. 85 Prozent zum Ergebnis beitrug.

Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, dürfte die Gefahr einer starken Abhängigkeit vom Investmentbanking bewusst sein. Das Institut wird daher mehr auf das Privatkundengeschäft schauen. Ackermann festigte in dieser Hinsicht seine Bank mit einigen Übernahmen (Postbank, Sal. Oppenheim, Norisbank, Berliner Bank). Die Erträge aus diesem Geschäft sind derzeit aber noch Peanuts im Vergleich zum Investmentbanking.

Ziele sind nur schwer erreichbar

Der Jubel in der Frankfurter Zentrale der Deutschen Bank dürfte am Mittwoch nicht sehr ausgelassen gewesen sein. Zwar betonten die Verantwortlichen, dass man ohne die (nicht zahlungswirksame) Postbank-Belastung einen Gewinn von 1,1 Mrd. Euro geschrieben hätte. Das langfristige Ziel von Ackermann dürfte die Bank dennoch nur sehr schwer erreichen.

Bis 2011 wollte das Institut eine Eigenkapitalrendite (Gewinn durch Eigenkapital, Anm.) von 25 Prozent schreiben. Nach den ersten drei Quartalen liegt die Eigenkapitalrendite derzeit bei nur elf Prozent. Lässt man die Postbank-Belastung weg, liegt sie bei 19 Prozent. Und es gibt kaum Experten, die behaupten, dass es in Zukunft einfacher sein wird, hohe Erträge zu erwirtschaften. Dafür werden allein schon die neuen Kapitalvorschriften (genannt Basel III) sorgen, für die sich die Geldhäuser bereits vorbereiten.

In Zukunft müssen die Banken mehr Kapital für Risikogeschäfte hinterlegen. Geld, das für die Erzielung besserer Renditen abgehen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2010)

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