Auch EZB kauft wieder Staatsanleihen

Auch kauft wieder Staatsanleihen
Auch kauft wieder Staatsanleihen(c) AP (Michael Probst)
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Die Europäische Zentralbank hat ihr Anleihen-Ankaufsprogramm reaktiviert, das Volumen bleibt aber weit unter dem der US-Notenbank Fed. Ihr bisheriges Aufkaufvolumen beziffert sie mit 63,5 Mrd. Euro.

[frankfurt/nst]Nicht nur die US-Notenbank Fed, auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Ankäufe von Staatsanleihen wieder aufgenommen. Österreichs Notenbankgouverneur Ewald Nowotny bestätigte vor Journalisten in Frankfurt diesen Schritt, wollte aber keine Angaben zum Volumen der Ankäufe machen.

Fest steht freilich, dass die Europäische Zentralbank mit diesem Instrument der Liquiditätsversorgung wesentlich sparsamer umgeht als die Fed: Während die US-Notenbank schon Anleihen im Wert von 1750 Mrd. Dollar aufgekauft und diese Woche ein weiteres Aufkaufprogramm über vorerst 600 Mrd. Dollar verkündet hat, beziffert die EZB ihr bisheriges Aufkaufvolumen mit 63,5 Mrd. Euro.

Direkte Ankäufe von Staatsanleihen durch Notenbanken gelten als umstritten, weil sie einem „Anwerfen der Notenpresse“ gleichkommen und damit mittelfristig eine Inflationsgefahr heraufbeschwören. Nowotny betonte freilich, die EZB mache von diesem Instrument nur Gebrauch, wenn es zu „Verzerrungen am Markt“ komme. Zudem werde man die solcherart bereitgestellte Liquidität dem Markt wieder entziehen, womit die Inflationsgefahr sehr gering sei. Nach Ansicht des EZB-Ratsmitglieds Nowotny unterscheidet sich die Politik der EZB unterdessen grundlegend von der der Fed: Während die EZB weiter auf Budgetkonsolidierung im Euro-Raum dränge, setzten die USA auf eine „Politik des billigen Geldes“ und hohe Defizite.

US-Experten bezweifeln indes, dass damit noch große Wirkungen zu erzielen sind: Die Fed habe ihr Pulver weitgehend verschossen, die neuen Liquiditätsspritzen würden höchstens die Gefahr einer neuen Aktienblase heraufbeschwören. Stark reagiert haben bereits die Devisenmärkte: Der Eurokurs ist auf bis zu 1,42 Dollar gestiegen, ehe er am Freitag wieder auf knapp über 1,40 nachgab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2010)

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