Einen starken Preisschub bei den "sicheren Häfen" Gold und Silber gab es am Montag. Staaten treten erstmals seit Langem wieder als Goldkäufer auf. Kräftig zulegen konnten auch Rohstoffe wie Kupfer und Rohöl.
Wien/Ju/Ag. Die europäische Schuldenkrise und die Ankündigung der US-Notenbank, die Geldpolitik weiter zu lockern (den Dollar also weiter zu inflationieren) haben am Montag zu einem starken Preisschub bei Edelmetallen geführt. Silber wurde um rund zwei Prozent teurer und notierte mit rund 29,90 Dollar so hoch wie seit 1980 nicht mehr. Gold kletterte auf 1418,55 Dollar und liegt nun nur noch knapp fünf Dollar unter dem Allzeithoch vom vergangenen November.
Kräftig zulegen konnten aber auch andere Rohstoffe wie Kupfer und Rohöl, der Weizenpreis wurde durch schlechte Ernteprognosen in Australien um mehr als zwei Prozent auf 7,98 Dollar je Scheffel gehoben.
Bei den Edelmetallen ist der Grund für den jüngsten Preisschub eindeutig: Verunsicherte Anleger suchen die „sicheren Häfen“ Gold und Silber auf. In Europa weitet sich die Schuldenkrise immer mehr aus. Diskutiert wird unterdessen bereits über eine Ausweitung des Euro-Rettungsschirms und über die Schaffung einer europäischen Finanzierungsagentur, die gemeinsame Anleihen der Eurostaaten (Eurobonds) emittieren soll. Das verunsichert Anleger offenbar beträchtlich.
In den USA hat Notenbankchef Fred Bernanke wiederum eine Ausweitung des derzeit mit einem Volumen von 600 Mrd. Dollar fixierten Anleihe-Ankaufsprogramms durch die Notenbank angedeutet. Der Grund: Die jüngsten Arbeitsmarktdaten signalisieren, dass die Konjunktur in den USA noch nicht recht Tritt gefasst hat. Der direkte Ankauf von Staatsanleihen durch die Notenbank entspricht dem „Anwerfen der Notenpresse“. Anleger fürchten, dass diese Gelddruckaktionen mittelfristig zu hohen Inflationsraten führen könnten.
Staaten treten als Käufer auf
Gold und Silber dürften auch in den kommenden Monaten eine gute Anklage bleiben: In einer gestern veröffentlichten Analyse der Fondsgesellschaft BlackRock heißt es, es sei „schwer erkennbar, wieso die Faktoren, die bisher die Gold-Rally stützen, im nächsten Jahr an Gültigkeit verlieren sollten“. Stärke und Dauer der internationalen Wirtschaftserholung seien weiterhin unsicher, die Hartwährungen „scheinen schwach“, heißt es in der Analyse.
Dazu kommt, dass die Nachfrage nach Gold steigt: Einige asiatische Regierungen, etwa die indische, versuchen massiv, ihre Währungsreserven auf Kosten des US-Dollars stärker zu streuen – und treten als Goldkäufer auf.
Die öffentliche Hand wird auf globaler Basis 2011 also erstmals seit Langem wieder als Nettokäufer von Gold auftreten. Das könnte den Preisen zusätzlich Schwung geben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2010)