Die EZB verfehlt ihr Inflationsziel

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Die Teuerung stieg im Dezember stärker als angenommen. Der kräftige Anstieg ist vor allem auf höhere Energie- und Lebensmittelpreise zurückzuführen. Die Zinsen bleiben vorerst niedrig, glaubt man Experten.

Wien/Reuters/Ag./Red. Das oberste Gebot der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Wahrung der Preisstabilität. Diese sehen die Notenbanker bei einer Inflation von unter, aber nahe zwei Prozent gewährleistet – ein Ziel, dass die EZB im Dezember nicht erreichen konnte. In diesem Monat legten die Lebenshaltungskosten in der Eurozone gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,2 Prozent zu, wie eine Vorabschätzung der europäischen Statistikbehörde ergab. Der kräftige Anstieg war vor allem auf höhere Energie- und Lebensmittelpreise zurückzuführen. Erstmals seit zwei Jahren lag die Teuerung damit über dem angepeilten Ziel der Währungshüter.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte gestern, Montag, dass man die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise genau beobachten müsse. Er wies zugleich darauf hin, dass die Inflation vor allem ein Problem der Schwellenländer, weniger eines der Industriestaaten sei. ING-DiBa-Ökonom Carsten Brzeski ist dennoch der Ansicht, dass „das Thema Inflation in den kommenden Monaten noch heiß werden wird und den Geldpolitikern in Frankfurt deshalb harte Zeiten bevorstehen“.

Dass die EZB bald ihre Leitzinsen anheben wird, glauben die Experten nicht. Frühestens im vierten Quartal dürfte die Zentralbank an der Zinsschraube drehen. Für die am Donnerstag stattfindende erste Zinssitzung in diesem Jahr sind wohl keine Überraschungen zu erwarten. Probleme hat die EZB ohnedies auch andere: Sie kämpft mit heillos überschuldeten Staaten und Banken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2011)

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