Notenbank: Kredite sind zu günstig

(c) Bilderbox
  • Drucken

Aus Sicht der OeNB ist die Ertragslage bei Österreichs Banken "nicht brüllend". Um sich für künftige Risken zu rüsten, brauchen die Institute 19 Mrd. Euro zusätzliches Kapital.

Wien. Österreichs Banken haben noch immer mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen. „Die Lage hat sich zwar gebessert. Es gibt aber nach wie vor Risken und Verwundbarkeiten“, warnte Notenbank-Vorstand Andreas Ittner im Klub der Wirtschaftspublizisten. Er geht davon aus, dass der Höhepunkt bei den faulen Krediten in vielen Ländern Osteuropas erst in diesem Jahr erreicht sein wird. In Osteuropa mussten zuletzt 6,5 Prozent aller Darlehen wertberichtigt werden. Das ist doppelt so viel wie in Österreich. Zu berücksichtigen ist laut Ittner außerdem, dass in Osteuropa 50 Prozent aller Kredite in fremder Währung vergeben sind.

Trotz dieser Risken haben die heimischen Finanzinstitute im Vorjahr wieder deutlich mehr verdient. Laut Statistik der Notenbank (OeNB) konnten sie den Gewinn von 1,530 Mrd. Euro auf 4,58 Mrd. Euro erhöhen. Dennoch sei die Ertragslage in Österreich laut Ittner „nicht brüllend“. Das Geschäft in Osteuropa sei trotz der höheren Anteile an faulen Kredite viel profitabler als der Markt in Österreich.

Als Beweis dafür nannte Ittner die sogenannte Zinsspanne im Neugeschäft, die bei 1,09 Prozent liegt. Dies ist einer der niedrigsten Werte im Euroraum. Bei der Zinsspanne handelt es sich um die Differenz zwischen den von den Banken bezahlten Zinsen auf Spareinlagen und den im Kreditgeschäft erzielten Zinserträgen. Sie gilt als wichtiger Indikator für die Profitabilität des Finanzsektors.

Allerdings kritisieren Arbeiterkammer und Verein für Konsumenteninformation (VKI) seit Monaten, dass die Kreditzinsen in Österreich viel zu hoch sind. Gaben sich die Finanzinstitute bei Konsumentenkrediten im Oktober 2007 mit einem Aufschlag auf den Euribor (einen wichtigen europäischen Referenzzinssatz) von knapp zwei Prozent zufrieden, seien es mittlerweile 3,65 Prozent, behauptet Arbeiterkammer-Experte Christian Prantner. Erhebungen der OeNB zeigen, dass die Banken für einen Konsumentenkredit mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr zuletzt einen durchschnittlichen Zinssatz von 5,00 Prozent verrechnet haben. Im Gegensatz dazu bekamen Sparer für Einlagen mit einer Bindefrist von einem Jahr nur 1,29 Prozent Zinsen gutgeschrieben.

Warum sind trotz dieser Differenz die Erträge bei den Banken zu niedrig? Das hängt mit den hohen Kosten für das Personal und für die Filialen zusammen. Im internationalen Vergleich gilt Österreich als „overbanked“, die Dichte der Filialen ist wesentlich höher als in anderen Ländern.

Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 haben sich die Personal- und Sachkosten im Inland nur geringfügig geändert. Bei den sogenannten Primärbanken, dabei handelt es sich um die kleinen Sparkassen, Raiffeisenbanken und die Volksbanken in den Bundesländern, ist 2010 das Betriebsergebnis um 2,4 Prozent gesunken, weil die Erträge stagniert haben und die Aufwendungen weiter gestiegen sind.


Kein unkontrolliertes Wachstum
Die OeNB empfiehlt daher, die Kosten zu senken und an der Zinsschraube zu drehen. Ihren Berechnungen zufolge brauchen Österreichs Finanzinstitute bis 2019 mindestens 19 Mrd. Euro zusätzliches Kapital. Im Zuge der Finanzkrise müssen die Banken weltweit mehr Kapital vorhalten, um für künftige Risken gerüstet zu sein. Die OeNB ist mit den Finanzinstituten im Gespräch, damit diese das Risikokapital auffüllen.

Zu den alten Modellen, in Osteuropa unkontrolliert und ohne Risikopolster das Wachstum massiv zu erhöhen, dürfe kein Institut zurück. Ittner: „Wir wollen ja nicht, dass bei einer neuerlichen Krise der Steuerzahler nochmals in Vorlage treten muss.“

Quelle: Österreichische Nationalbank

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.