Der Anlageexperte Guy Wagner würde nicht in Gold investieren, weil es keinen "fairen Wert" hat. Wenn man nicht an die Werthaltigkeit des „Papiergelds“ glaubt, sei Gold keine schlechte Lösung.
Wien/Ju. Der unaufhaltsame Anstieg des Goldpreises zeigt: Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Fast alles. Denn es gibt durchaus auch ernst zu nehmende Experten, die beim Goldhype eher nicht mitmachen wollen.
Auch dafür gibt es viele Gründe: der bereits ziemlich hohe Preis beispielsweise. Wer in der Vergangenheit bei so hohen Bewertungen eingestiegen ist, dem hat das glänzende Edelmetall meist Verluste beschert. Vom Preisniveau zu Beginn der Achtzigerjahre beispielsweise ist die Goldnotierung real – also inflationsbereinigt – noch ziemlich weit entfernt. Wer damals in der Endphase des Goldbooms Barren oder Münzen gekauft hat, sitzt seit mehr als 30 Jahren auf saftigen Verlusten. In den vergangenen drei Jahrzehnten war es also nichts mit Inflationsschutz.
Einen anderen Grund, nicht in Gold zu investieren, nennt der luxemburgische Volkswirt Guy Wagner im Gespräch mit der „Presse“: „Gold hat keinen inneren Wert.“ Bei einer Aktie könne man einigermaßen sicher einen fairen Wert berechnen und dann nachsehen, ob der tatsächliche Preis unter diesem Wert liegt (womit das Papier Potenzial hätte) oder darüber. Bei Gold nicht. Wagner: „Ich lege mir jedenfalls kein Asset ins Portfolio, das ich nicht bewerten kann.“
Allerdings, so konzediert auch der luxemburgische Bankmanager: Wenn man nicht an die Werthaltigkeit des „Papiergelds“ glaubt und eine Alternative sucht, sei Gold keine schlechte Lösung. Man müsse nur eines wissen: „Edelmetalle sind keine Investition, sondern reine Spekulation.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2011)