Silberpreisrückgang sorgt für Verunsicherung

(c) Clemens Fabry
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Der Silberpreis ist knapp vor Erreichen der 50-Dollar-Marke eingeknickt. Ob die Korrektur nun zu Ende ist, darüber sind Experten geteilter Ansicht. Generell schwankt der Silberpreis stärker als der Goldpreis.

Wien/Bloomberg/B.l. Fast hätte der Silberpreis vergangene Woche die Marke von 50 Dollar je Feinunze übersprungen. Nicht mehr viel trennte ihn vom historischen – nominellen – Hoch aus dem Jahr 1980 (50,35 Dollar). Plötzlich drehte er um und gab binnen weniger Tage um fast ein Fünftel nach: Am Mittwoch kostete die Feinunze 40,8 Dollar. Zuvor hatte der Kurs einen steilen Anstieg hingelegt. Von Jänner bis April war er um 60Prozent angestiegen, verglichen mit Jahresbeginn liegt er noch 33Prozent im Plus.

Ist das eine Trendwende? Analysten sind geteilter Ansicht: „Silber fungiert oft als Frühindikator für Trendänderungen oder zumindest Korrekturen“, sagte David Wilson von der Société Générale zur Agentur Bloomberg. Dafür spricht, dass es auch mit anderen Industriemetallen nach unten geht. Kupfer verbilligte sich an den Londoner Metallbörsen am Mittwoch um 1,6, Nickel um 1,7 und Zink um 0,2 Prozent. „In China ist jetzt normalerweise die Zeit mit dem höchsten Konsum, doch so fühlt es sich nicht an“, stellte Wang Ning von Xiangyu Futures fest.

Industriemetalle geben nach

Die Nachfrage nach Kupfer sei nicht schlecht, aber es mangle an starken Kauforders am Kassamarkt (wo Geschäftsabschluss und Lieferung zeitlich nahe beisammen liegen– im Gegensatz zum Terminmarkt, wo die Lieferung später erfolgt), und es deute wenig auf den Aufbau von Lagerbeständen hin: Das mache viele skeptisch, was das Nachfragewachstum betreffe.

Erste-Analyst Ronald Stöferle ist für Silber optimistischer gestimmt: Obwohl das Edelmetall auch in der Industrie starke Verwendung findet, entwickle es sich doch meist parallel mit dem Goldpreis. Und bei diesem zeichne sich keine wirkliche Trendwende ab: Der Goldpreis hat in den vergangenen Tagen zwar ebenfalls leicht nachgegeben (derzeit liegt er bei 1533,50 Dollar je Feinunze), bewegt sich aber nach wie vor nur knapp unter seinem historischen Dollar-Höchststand. Auf Zwei- bis Dreijahressicht sollte der Goldpreis auf 2300 Dollar ansteigen, was auch dem Silberpreis starken Auftrieb verschaffen werde. Derzeit befinde sich der Silberpreis aber in einer Korrekturphase, die mit dem steilen Anstieg davor zusammenhänge. Noch sei die Bodenbildung nicht erreicht. Sobald sich aber bei 40 oder 38 Dollar eine solche abzeichne, ergäbe sich ein günstiger Einstiegszeitpunkt.

Silberpreis schwankt stärker

Privatanleger sollten aber beachten, dass der Silberpreis generell stärker schwankt als der Goldpreis. Starke Ausschläge nach oben wie nach unten sind viel wahrscheinlicher. Zweiter Nachteil von Silber gegenüber Gold: Für den physischen Handel muss man Umsatzsteuer bezahlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2011)

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