Kapitalerhöhungen bei mehreren Großbanken

(c) AP (Luca Bruno)
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Die Deutsche Bank, die Bank-Austria-Mutter UniCredit und fünf weitere europäische Finanzkonzerne brauchen Analystenberechnungen zufolge 62 Mrd. Euro zusätzliches Kapital.

Wien/Bloomberg/Höll. Die Deutsche Bank und ihr italienischer Rivale, die Bank-Austria-Mutter UniCredit, müssen ihr Kapital voraussichtlich erhöhen. Als Grund dafür nennen Analysten die am Wochenende von den weltweiten Aufsichtsbehörden in Basel fixierten Eigenkapitalvorschriften, im Fachjargon „Basel III“ genannt.

Experten gehen davon aus, dass sieben der größten Banken Europas – darunter die Deutsche Bank, UniCredit und die Schweizer Credit Suisse – ihr Kapital um in Summe 62Mrd. Euro erhöhen müssen. Laut den in Basel abgesegneten Regeln müssen die „systemrelevanten Institute“ künftig bis zu 9,5 Prozent Eigenkapital vorhalten. Das ist fünfmal so viel wie bisher. Betroffen davon sind 30 Finanzkonzerne weltweit. Für alle anderen Banken sind sieben Prozent vorgeschrieben.

Der Baseler Ausschuss ging nicht auf die Forderungen der Finanzbranche ein, sogenanntes „Hybridkapital“ – darunter fallen Wandelanleihen – in die Berechnungen einzubeziehen.

„Dies wird wahrscheinlich eine Welle von Kapitalerhöhungen auslösen, wobei UniCredit, die Deutsche Bank und französische Banken ihr Kapital erhöhen müssen“, sagt Christopher Wheller, Analyst bei Mediobanca, und fügt hinzu: „Die Gewinner sind die US-Banken.“

Ein Sprecher der Deutschen Bank verwies auf die Äußerungen von Risikochef Hugo Banziger vom 10. Juni. Dieser hatte damals gesagt, er sei zuversichtlich, dass sein Institut die Basel-Anforderungen erfüllen werde.

Ein UniCredit-Sprecher bezog sich auf die Aussagen von Konzernchef Federico Ghizzoni, der am 17. Juni gesagt hatte, dass die Bank allein mit ihren Gewinnrücklagen einen zweiprozentigen Aufschlag stemmen könne. UniCredit kam zuletzt auf eine Kernkapitalquote von 9,06 Prozent. Die Aktie der Bank-Austria-Mutter verlor in den vergangenen Tagen stark an Wert, am Freitag musste sie vorübergehend vom Handel an der Mailänder Börse ausgesetzt werden. Grund dafür war eine Warnung der Ratingagentur Moody's, dass die Bonitätseinstufung von 16 italienischen Instituten auf der Kippe steht.

Stresstest: 15 Banken fallen durch

Im Fokus der Anleger steht auch der europäische Bankenstresstest. Laut „Reuters“ sollen bis zu 15 der 91 überprüften Institute durchgefallen sein. Betroffen davon sind aller Voraussicht nach Institute aus Griechenland, Portugal, Spanien und Deutschland. Die europäische Bankenaufsicht hat in den vergangenen Monaten alle europäischen Großbanken einer Belastungsprobe unterzogen. Die Ergebnisse sollen bis Mitte Juli bekannt gegeben werden. Die Aufsicht musste zuletzt die Kriterien verschärfen. Denn im Vorjahr bestanden alle irischen Banken den Test. Kurz danach stellte sich heraus, dass sie Staatshilfe benötigen.

Aus Österreich nehmen Erste Bank, Raiffeisen Bank International, Bank Austria und das Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG teil. Die ÖVAG verkauft nun ihren RZB-Anteil für knapp 500 Mio. Euro, um ihr Kapital zu stärken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2011)

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