Finanzen: "Doktor Kupfer" ist optimistisch

(c) Reuters
  • Drucken

Sowohl die Krisenwährung Gold als auch das Industriemetall Kupfer befinden sich im Aufwärtstrend. Doch nicht mit allen Metallen lässt sich in nächster Zeit noch viel Geld verdienen.

Der Kupferpreis gilt als verlässlicher Frühindikator für die Entwicklung der Konjunktur. Kupfer benötigt man für Kabel, Autos, Flugzeuge und Klimaanlagen– alles langlebige Güter, die im Aufschwung nachgefragt werden. Glaubt man „Dr. Copper“, wie der Indikator oft genannt wird, steht der Weltwirtschaft – trotz Schuldenkrise und möglicher China-Abkühlung– eine gute Phase bevor. Seit einem Jahr ist der Kupferpreis um 36 Prozent auf 9800 Dollar pro Tonne angestiegen, etwa gleich stark wie der Goldpreis (plus 38 Prozent auf 1614 Dollar je Feinunze). „Charttechnisch schaut es so aus, als ob sich der Kurs auf einen Ausbruch nach oben vorbereitete“, meint Erste-Bank-Analyst Ronald Stöferle.

Ein Grund sei die Angst vor einer Geldentwertung, die die Anleger neben Gold auch zu Silber, Kupfer oder anderen Industriemetallen greifen lasse. Kommt es zu einem Konjunktureinbruch, wäre das aber ein Fehler. Andere Frühindikatoren scheinen dem Kupferpreis zu widersprechen, etwa der Baltic-Dry-Index, der die Entwicklung der Frachtraten abbildet und seit Jahresbeginn schwächelt. Bleibt die Frage, welcher der beiden Indikatoren irrt. „Ich traue eher dem Kupferpreis“, meint Stöferle. Für die niedrigen Frachtraten ist seiner Ansicht nach die Ausweitung der Kapazitäten die Ursache.

Risiko Konjunkturabschwächung.
Auch Raiffeisen-Analyst Manuel Schuster sieht fundamentale Ursachen für den starken Anstieg des Kupferpreises: Die Nachfrage wachse stärker als das Angebot. Der Rohstoffhunger Chinas habe sich zuletzt entgegen den Erwartungen kaum abgeschwächt, dagegen würden Streiks in Chile das Angebot verknappen.

Dass der Kupferpreis sich seit einigen Monaten weitgehend parallel zur Angstwährung Gold entwickelt und ihn die europäische Schuldenkrise und der US-Schuldenstreit kaltzulassen scheinen, ist dennoch ungewöhnlich. In den Jahren davor stieg der Kupferpreis meist dann steil an, wenn der Goldpreis schwächelte, und umgekehrt. Bei der Fondsgesellschaft Fidelity erklärt man den jüngsten Anstieg mit dem Wandel Chinas von einer exportgetriebenen zu einer konsumgesteuerten Wirtschaft. Daher seien die Aussichten für Rohstoffe, die vom Konsum profitieren (Kupfer, Platin, Öl) besser als solche, die von Investitionsausgaben abhängig sind (Stahl, Aluminium, Eisenerz), schreibt Fidelity-Fondsmanager Amit Lodha in einer Aussendung. Charttechnisch schaue es aber für Aluminium noch gut aus, meint Stöferle. Auch Silber sieht er nach dem steilen Anstieg im ersten Quartal und der starken Korrektur im April auf einem langfristigen Wachstumspfad. Dagegen rät er von Investments in seltene Erden, die in den vergangenen Monaten enorme Preissprünge erlebt haben, ab. Auch bei Zink– der Preis ist seit einem Jahr um gut ein Viertel gestiegen– dürfe man angesichts der starken Produktion keine große Preissteigerung erwarten, warnt Schuster.


Rohstofffonds statt Minenaktien.
Ob man nun nur in Gold oder auch in andere Metalle investieren soll, hängt von der Konjunkturerwartung ab. Dafür spricht die größere Streuung, dagegen das Risiko, dass es in China doch zu einer Abkühlung kommt. Auch eignen sich die meisten Metalle (ausgenommen Gold) kaum zur physischen Lagerung. Anleger können auf Wertpapiere setzen, die den entsprechenden Rohstoffpreis abbilden (etwa „Exchange Traded Funds“): Dabei sollte man darauf achten, dass diese auch physisch mit den Rohstoffen unterlegt sind.

Eine Alternative sind Minenaktien. Doch während die Analysten Goldminenaktien für unterbewertet und daher attraktiv halten, ist das bei anderen Rohstoffherstellern nicht unbedingt der Fall. Konzerne wie BHP Billiton oder Rio Tinto seien zwar günstig bewertet, charttechnisch deute aber nichts auf einen steilen Anstieg hin, meint Stöferle. In den vergangenen Monaten bewegten sie sich eher seitwärts, den Turbulenzen an den Börsen konnten sie sich kaum entziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.