Facebook: Die Angst vor der „Blase“

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Ab Mai werden Aktien des sozialen Netzwerks an der Börse notieren. Der Firmenwert soll bereits bei 100 Mrd. Dollar liegen. Für Kleinanleger ist jedoch erhöhte Vorsicht geboten.

Wien/Stef. Ein Mann zählt jedenfalls zu den Gewinnern, wenn ab Mai erstmals Aktien von Facebook an den Börsen gehandelt werden: Mark Zuckerberg, der Gründer des Netzwerks, hält ein Viertel an der Firma. Egal, ob Facebook nun mit 50 Mrd. Dollar oder wie zuletzt angenommen mit 100 Mrd. Dollar bewertet wird: Erstmals wird klar feststellbar sein, wie viel die Internetfirma nun tatsächlich wert ist. Und der Vierteleigentümer Zuckerberg wird sich offiziell als Multimilliardär bezeichnen dürfen.

Noch vor der Präsentation des Börsenprospekts, die für den späten Mittwochabend erwartet wurde, waren Details zu einem der bisher größten Börsengänge der Geschichte durchgesickert. Demnach hoffe Zuckerberg, mit dem Gang aufs Parkett zwischen fünf und zehn Mrd. Dollar einzuspielen – ein niedrig angesetzter Wert, um mit einem Kursfeuerwerk im Mai Schlagzeilen machen zu können.

Aktien sind kaum zu bekommen

Die Frage, ob mit einer Facebook-Aktie unmittelbar nach dem Börsengang Gewinne zu erzielen sein werden, kann also relativ risikofrei mit Ja beantwortet werden. Normalsterbliche Anleger haben allerdings kaum die Möglichkeit, sich das begehrte Papier im Voraus zu sichern. Weil neben Zuckerberg auch viele andere Facebook-Mitarbeiter Anteile halten, wird nur ein kleiner Teil des Unternehmens, etwa ein Zehntel, tatsächlich an der Börse verkauft werden. Und da haben bereits Großinvestoren ihre Finger drauf. Morgan Stanley, JP Morgan und Goldman Sachs werden den Börsengang betreuen – und sie sind es auch, die den größten Teil der zum Verkauf stehenden Aktienpakete im Voraus zuteilen.

Dem Kleinanleger bleibt die Möglichkeit, das Papier am ersten Handelstag zu erwerben. Voraussichtlich wird der Kurs mit Handelsbeginn stark zulegen, was die Aktie deutlich verteuert. Das war beim Börsengang des Schnäppchenportals Groupon ebenso der Fall wie bei jenem des Netzwerks LinkedIn (siehe Grafik). Und selbst beim Musikdienst Pandora, dessen bisherige Börsenzeit alles andere als eine Erfolgsgeschichte ist, legte der Kurs am ersten Tag um mehr als fünf Prozent zu.

Nimmt man diese Online-Börsengänge des vergangenen Jahres als Maßstab, besteht also die Gefahr, Facebook-Papiere teuer zu erwerben, ehe die Aktie schon kurz später zur Talfahrt ansetzen könnte. Alle drei Papiere notieren aktuell deutlich unter dem Stand vom Ende des ersten Börsentages.

Auch wenn man das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als Indikator heranzieht, deutet vieles darauf hin, dass Facebook-Aktien zum Börsendebüt überbewertet sein werden. Der Jahresgewinn lag 2011 bei 500 Mio. Dollar. Bei einem Börsenwert von 100 Mrd. Dollar ergibt sich ein KGV von 200. Der „normale“ Wert bei technologischen Großkonzernen wie Apple oder Google liegt bei zehn bis 20.

Google als erfolgreiches Vorbild

Dass ein hohes KGV nicht automatisch eine „Blase“ bedeuten muss, zeigt das Beispiel Google. Wenige Monate nach dem Börsengang im Jahr 2004 lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis jenseits der Marke von 100. Die Aktie galt mit knapp 200 Dollar als überbewertet. Viele Experten rieten, die Finger von dem Papier zu lassen.

Der Rest ist ein Stück Börsengeschichte: Der Kurs stieg bis 2007 auf mehr als 700 Dollar, aktuell ist die Aktie 580 Dollar wert. Das KGV ging auf 19 zurück – Grund dafür ist eine Gewinnexplosion, die den Kursanstieg noch bei Weitem übertraf. Eine Entwicklung, auf die auch die Aktionäre von Facebook hoffen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2012)

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